23.01.2024

Briefe



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ID: 26423
Geschrieben am: Samstag 15.08.1891
 

15.8.1891, Melbourne
All die Ungewißheit die mit jedem Tage zunahm lähmte mich und erst als ich den Stier bei den Hörnern packen konnte wurde es mir leichter. Nun am Ende des ganzen Unternehmens kann ich nur sagen daß ich mehr als zufrieden bin, ich hatte es in jeder Beziehung leicht, hatte immer zunehmenden Erfolg und mein Verhältniß zu den Hallés besserte sich auch mit jedem Tage. Wir sind wirklich gute Freunde geworden und Beide wollen mir dies in London beweisen. Es sind immer wieder Klippen zu umschiffen gewesen und ich fühle mich niemals sicher aber ich werde nichts von ihnen verlangen und abwarten was sie mir selbst bieten. Wir sind gemeinschaftlich durch so viel Unangenehmes durchgegangen hier und die Kosten dieser Tournée waren so entsetzlich groß daß für die Beiden eine lächerlich kleine Summe zurückbleibt zu der sogar mein Cheque in keinem Verhältnisse steht wenn man bedenkt daß dafür Sir Charles in 46 Concerten alles gespielt hat immer am Klavier gesessen hat und ein paar Mal so müde war daß ich auf 45. Angst bekam es könnte ihm etwas zustossen. Sie sind die reinen Räuber hier und haben eine solche Angst daß man ihr Gold exportirt daß sie solche Unternehmungen wie die Unsere geradezu hinderlich entgegentreten z.B. waren die Advertisments für unsere ersten 12 Concerte hier über £ 500 berechnet im Hôtel zahlen wir jede Woche über £ 40. Die Agenten haben 10% von den Brutoeinnahmen und daher haben sie gar kein Interesse die Kosten zu verkleinern, es wird im Gegentheil angeschrieben was <das> Zeug hält, Sir Charles ist alledem nicht gewachsen. Ich habe oft versucht ihn ein bischen anzuspornen aber er kann nicht mehr kämpfen und zieht sich feige zurück und läßt sich betrügen. Sie kocht oft über aber ein Veilchenbouquet oder eine grobe Schmeichelei genügt, denjenigen dem sie eben alle Ehrentitel der Welt gaben, wieder in Gunst zu bringen. Fürchte nicht daß ich beschädigt werden könnte ich habe meinen Cheque in der Tasche und nehme mein Geld in barem Golde mit weil ich wenn ich es in London angewiesen bekommen wollte über £ 10 verlieren würde.

  Absender: Fillunger, Marie (2260)
  Absendeort: Melbourne
  Empfänger: Schumann, Eugenie (1440)
  Empfangsort:

  Standort/Quelle:*) A-Wn, s. 980/19-8
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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