4.2.1892, Notting Hill
Dein Brief hat mich sehr erschüttert, und ich möchte zu gern telegrafisch anfragen wie es heute geht, und wenn ich morgen Früh keinen Brief habe so thue ich es dann. (...) Ich habe nicht an Mama geschrieben zu Neujahr ich war die Tage vor Manchester so unwohl daß ich gar nichts derart unternehmen konnte und nach Neujahr dachte ich ging es nicht mehr. Es ist mir schrecklich zu denken daß es nun immer fraglicher wird, ob je auch nur das kleinste Zeichen einer Aussöhnung zwischen uns möglich wäre. Dieser Augenblick wäre nicht gut gewählt das fühle ich und so will ich nochmal warten ob bessere Tage kommen und dann einen Versuch machen.
Das Concert gestern verlief sehr gut. Mad. Heritte war sehr zufrieden und die Lieder hatten einen sehr guten Erfolg, das Concert war aber wie alle diese Concerte, leer und das macht immer auf mich einen unangenehmen Eindruck. Ich sende Dir ein Programm, die Lieder waren sehr ernst aber der Stimmung hier ganz angemessen. In dem Concerte kam eine Miß Florence May zu mir mit dem Anliegen ihre Compositionen zu singen. Ist das die Miß May aus Baden-Baden? Sie sieht rather verdreht aus und bohrte mich mit ihren Augen durch und durch. Sie sagte sie habe mit Bargiel, Kiel und Brahms studirt. (...)
Mary gefällt mir im Augenblick wieder gar nicht, sie bürdet alles und jedes May auf und jammert nur daß sie den Wagen entberen muß wenn der alte Herr damit zur Stadt fährt. Ich gehe jetzt immer Abends hin nach 9 Uhr da dies die einzige Zeit ist wo man May ruhig sehen kann. Morgen Früh muß May den Bau von dem Landhaus inspiciren und ich gehe mit ihr um 3 Uhr sind wir wieder zurück,
wir gehen nur wenn gutes Wetter ist. Samstag gehe ich nach Denmark Hill bis Montag. Shakespeares sind sehr unruhig wegen Mimi, Marie hat ihm geschrieben sie sollten das Kind in Conservatorium eintreten laßen und dazu haben sie gar keine Lust! Sie fürchten daß das Kind dort festgehalten wird und anderen Lehrern zugetheilt wird, und nun gar wenn Mama und ihr Beide die Stellung aufgebt. Sie wollten von mir darüber Gewißheit haben aber die kann ich natürlich nicht geben. Ich rieth ihnen auf keinen Fall das Kind eintreten zu laßen warum sollte sie dem Conservatorium zum Opfer fallen. Das C<onservatorium> wird sich daran gewöhnen müßen daß all die Englischen Schüler ausbleiben, wenn in der Myliusstraße nicht mehr gearbeitet wird.
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