Briefe

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ID:
26694

Geschrieben am:
Samstag 18.05.1839

[…] Und ihr zwei andern Lieben Mädchen – ich hab euch etwas ange¬fahren – darf ich auf Verzeihung hoffen? Könnte ich jetzt unter Euch treten; Klara nähme ich in meinen rechten Arm, Emilie müßte sich mir zur Linken stellen, Henriette Klara’n zur Rechten, und dann wollten wir ein Freuden u. Friedenfest feiern, und es müßte da Küße regnen – aber seid mir nur nicht bös, daß ich zeigte daß ich Herr im Haus, und mir nicht gefallen ließ – man kann mich wie ein Kind an einen Wagen spannen, aber schlagen laß ich mich durchaus nicht.

Uebrigens hab’ ich Henrietten vorzüglich lieb; sie schrieb mir ein Paar Worte, die waren beßer als Eure ganzen Briefe, nähmlich: [„]das Schiksal ist tükisch, das Leben ist kurz; rasch zum Ziel“ – das ist Alles in Allem gesagt. Bravo, Henriette! Sie gefallen mir.

Du frägst mich, liebe Klara, ob Emilien’s Brief gleiches Schicksal mit dem Deinigen getheilt? Nein; ich war wie Eltern, wenn Kinder unter¬einander dumme Streiche gemacht; die eignen bestrafen sie, die andern kommen mit einem blauen Auge davon. Uebrigens steh ich Sonntag über acht Tage bei Mad. Voigt Gevatter, wo ich mich recht lächerlich ausneh¬men werde.

Für heute genug; ich wollte nur noch sagen, Mädchen sind ein Ge¬misch von Engel und Mensch, wie man es unter den Männern nur selten antrifft. Etwas Schöneres fällt mir nicht ein zum Schluß. Lebt wohl. […]

Absender:
Schumann, Robert (1455)

Absendeort:
Leipzig

Empfänger:

Schumann, Clara, geb. Wieck, Clara und List, Emilie u. Reichmann (37641)

Empfangsort:
Paris

Schumann-Briefedition:
Serie: II / Band: 8
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit der Familie List und anderen Münchner Korrespondenten / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Ekaterina Smyka / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-019-3
Seite: 102f.

Standort/Quelle:^*)
D-B: Mus. Nachl. R. Schumann 2,53

*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla


ID:	26694
Geschrieben am:	Samstag 18.05.1839	[…] Und ihr zwei andern Lieben Mädchen – ich hab euch etwas ange¬fahren – darf ich auf Verzeihung hoffen? Könnte ich jetzt unter Euch treten; Klara nähme ich in meinen rechten Arm, Emilie müßte sich mir zur Linken stellen, Henriette Klara’n zur Rechten, und dann wollten wir ein Freuden u. Friedenfest feiern, und es müßte da Küße regnen – aber seid mir nur nicht bös, daß ich zeigte daß ich Herr im Haus, und mir nicht gefallen ließ – man kann mich wie ein Kind an einen Wagen spannen, aber schlagen laß ich mich durchaus nicht. Uebrigens hab’ ich Henrietten vorzüglich lieb; sie schrieb mir ein Paar Worte, die waren beßer als Eure ganzen Briefe, nähmlich: [„]das Schiksal ist tükisch, das Leben ist kurz; rasch zum Ziel“ – das ist Alles in Allem gesagt. Bravo, Henriette! Sie gefallen mir. Du frägst mich, liebe Klara, ob Emilien’s Brief gleiches Schicksal mit dem Deinigen getheilt? Nein; ich war wie Eltern, wenn Kinder unter¬einander dumme Streiche gemacht; die eignen bestrafen sie, die andern kommen mit einem blauen Auge davon. Uebrigens steh ich Sonntag über acht Tage bei Mad. Voigt Gevatter, wo ich mich recht lächerlich ausneh¬men werde. Für heute genug; ich wollte nur noch sagen, Mädchen sind ein Ge¬misch von Engel und Mensch, wie man es unter den Männern nur selten antrifft. Etwas Schöneres fällt mir nicht ein zum Schluß. Lebt wohl. […]
Absender:	Schumann, Robert (1455)
Absendeort:	Leipzig
Empfänger:	Schumann, Clara, geb. Wieck, Clara und List, Emilie u. Reichmann (37641)
Empfangsort:	Paris
Schumann-Briefedition:	Serie: II / Band: 8 Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit der Familie List und anderen Münchner Korrespondenten / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Ekaterina Smyka / Dohr / Erschienen: 2022 ISBN: 978-3-86846-019-3 Seite: 102f.

Standort/Quelle:^*)	D-B: Mus. Nachl. R. Schumann 2,53
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla