Baden-Baden d. 4 <Septbr> Octbr. 1865
Ich muß Dir durch einige Worte doch sagen, wie innig mich Deine lieben Zeilen erfreut haben! sie kamen, als ich eben mit meinen Kindern berieth, ob es denn nicht doch möglich sey, Euch bei mir zu beherbergen! es ist aber zu eng, würde Euch zu Vieles mangeln.
Gott sey Dank, daß es Dir, liebste Elise, wieder so wohl geht! |2| wie sehr wünschte ich, daß Du hier noch recht schönes Wetter hättest, es ist so gar schön jetzt hier! –
Gerne wüßte ich ohngefähr wann Ihr kommt, denn ich habe der Frau Pastorin gesagt, ich würde es ihr noch mittheilen, da ich ihr noch nicht ’mal bestimmtes gesagt, denn Emilie schrieb, Ihr kämet, wenn das Wetter gut wäre! ich hoffe aber, Ihr thut es auch ohne das? schöne Stunden giebt es inzwischen durch doch, und ich fürchte sehr, es schlägt nach dem |3| Vollmond um, es hat gar zu lange gedauert.
Verzeihe nur die Flucht dieser Zeilen, ich sitze aber wieder ’mal tief in der Arbeit, und dann leide ich heute noch so unter der Trennung von Elisen, daß ich kaum einen ordentlichen Gedanken festhalten kann. Ich habe kaum jemals in meinem Leben eine Trennung schmerzlicher empfunden – bei solchen Schritten, da fühlt man doch so recht die Gewalt des mütterlichen Herzens! Gott segne das liebe, theuere Kind |4| in ihren Unternehmungen. Es thut mir leid, daß Ihr sie nicht seht, sie ist so ein tüchtiges Mädchen, dabei warm, und wahr wie Gold.
Leb wohl, Theuere.
Komme bald in die Arme, die Dich mit inniger Freude umfangen werden.
Alle hier, namentlich Julie, grüßen Euch sehr! sage auch Emilien meine schönsten Grüße.
Deine alte
treue
Clara.
[Umschlag]
Frau Elise v. Pacher.
Per Adr. Herrn
Director Gadden
in
Werneck
bei
Würzburg.
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