Baden d. 14 Septbr. 1873.
Liebste Emilie,
es ist mir eine große Freude, daß Du zu mir kommen willst, nur habe ich ein Bedenken, ob es Dir nicht gar zu einsam hier sein wird, da wirklich alle unsere Bekannte in diesen Tagen fortgehen. Also am 20ten kommst Du wohl Nachmittags 4 Uhr? ich erfahre wohl mit welchem Zuge Du abfährst, dann sehe ich hier nach, wann Du ankommen mußt.
|2| Für Deine guten Wünsche den herzlichsten Dank – die Kinder und Freunde haben mich gestern wirklich mit Liebesbeweisen überschüttet, nur war Felix leider unwohl. Ueberhaupt macht der mir Sorge, er ist nicht stark auf der Brust.
Alles Weitere also bald mündlich. Die Genovefa soll am 3ten Octbr sein, ich hoffe aber Levi schiebt es noch etwas hinaus, damit ich dabei sein kann. Ich will ihn darum bitten.
|3| Am 11 Octbr gebe ich mit Stockh. Concert in Stuttgart und käme gern nachher nach München.
Ich hoffe, einmal auf dem Wege der Besserung erholt sich Hedwig nun auch schnell. Die Arme! was doch jetzt es ein Elend ist mit den jungen Frauen – nichts halten sie mehr aus.
Leb wohl! grüße all die lieben Deinen, und, fürchtest Du unser einförmiges Leben nicht zu sehr so komme zu unser aller Freude.
Deine Clara.
|5| Ich füge noch ein Blatt bei möchte Dir doch mittheilen daß ich von Wien aus 17 000 Gulden als Ehrengabe erhielt. Es ist mir nun doch vergönnt mit etwas mehr Ruhe in die Zukunft zu sehen, und wenn ich noch etwas dazu verdiene (das muß ich aber) so kann ich angenehm leben. Jedenfalls brauche ich mich nicht mehr wie früher anzustrengen, was ein Glück für mich ist.
Wir denken doch sehr an den Verkauf des Hauses, weil uns Allen die Luft hier nicht bekommt, im Sommer ist sie gar erschlaffend.
|6| Hätte ich nur gleich ein anderes Haus in so schöner Natur! wie schwer ist da der Entschluß, wo? wäre doch das bayrische Hochgebirge nicht so weit. Ich möchte auch am liebsten in der Nähe einer großen Stadt im Sommer wohnen, wo ich doch immer anregenden Umgang und Theater hätte. Hier ist gar nichts mehr mit Verkehr.
Adieu, Liebste. Schreibe bald! vor allem wenn Du kommst?
Verzeihe die Flucht meiner Zeilen, aber es drängt sich so Vieles! –
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