Berlin d. 9 Dec. 1875.
Liebe Emilie,
verzeih, daß ich so lange nicht schrieb, und Dir für Deine lieben Zeilen dankte. Deinen Dank anzunehmen muß ich mich genieren, denn, was konnten wir Dir hier bieten? Nichts, und nun gar kamst Du die letzten Tage nicht ’mal mehr in die Museen! wie gern hätte ich Dir zu dem Leipziger Concert zugeredet, hätte ich nur |2| in eine Familie Dich einladen können. Es war so schön dort, und überhaupt sind alle darauffolgenden Concerte auch sehr nach Wunsch ausgefallen. In Breslau war es besonders gemüthlich bei Frau Storch – die beiden Damen haben mich wirklich so herzlich lieb, daß es mich wahrhaft erquickend berührt.
Wie leid aber thut es mir, daß Ihr wieder so viele Sorgen habt! Die arme Hedwig hat auch wenig Genuß |3| von ihrer jungen Ehe, und, nun gar die neuen Sorgen mit Hövemeier, sind ja schrecklich! die arme Lina.
Deine Bestellung haben wir vorgestern ausgeführt, aber, da wir uns mit unseren grünen Lampen überzeugt, daß dieselben nicht dauerhaft (die Bronze-Farbe nämlich) sind, so haben wir versilberte genommen, die freilich 3 rh per Stück theuerer, aber auch viel haltbarer und hübscher sind. Wir selbst tauschen Unsere auch |4| gegen Solche um. Ich habe 1 <Ch> Cylinder und Dochte beilegen lassen. Die Rechnung will ich erst bezahlen, wenn Du mir den richtigen Empfang mitgetheilt. Die Lampe kommt auf 7 Thaler circa.
Ich habe viel jetzt zu thuen – Weihnachten macht Einem doch gar viel zu schaffen, verzeihe daher die Flucht.
Die Stellage will ich mir gelegentlich hier besorgen, und danke Dir sehr für Deine gefällige Bemühung.
Levi schrieb mir wegen München, Febr oder März – Febr. aber ist zu tiefer Winter noch und März f. England besetzt – ich schrieb ihm dies.
Nun alles Gute Euch Allen – möge das Fest Euch nicht gar zu sehr getrübt werden durch all die Sorgen.
Getreu Deine Clara.
Die Kinder grüßen schönstens.
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