23.01.2024

Briefe



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ID: 26863
Geschrieben am: Sonntag 01.06.1884 bis: 30.06.1884
 

Und Du bist auch noch so leidend! Du Aermste! wir haben heute auch zum ersten Male wieder geheitzt. Du schreibst mir nicht, wann Ihr nach Tegernsee wollt?
Ich bin seit einigen Tagen in großer Erregung über eine Mordthat am Rhein, an einer Frau, deren Familie ich gut kenne. |2| Es ist doch zu schrecklich! Die arme Frau geht auf ihr Haus, Vormittags allein voraus, um Gäste zu empfangen, und verschwindet – man fand die Leiche erst 3 Tage nachher, aber, Gott sei Dank, auch den Mörder, der sie erdrosselt hatte. Wie geht es doch jetzt in der Welt zu! wir fahren ja bald ab, aber unsere Kinder, |3| welcher Zukunft gehen sie entgegen! das sind Gedanken, die Einen, besonders in schlaflosen Nächten, verfolgen.
Dein Schweigen über Elise läßt mich vermuthen, daß Alles beim Alten ist, welche Prüfungen! –
Leb wohl, meine alte, liebe Freundin! Ich kann Dir nicht sagen, wie leid es mir ist, daß ich |4| um Deinen lieben Besuch kam – es war ein schweres Opfer das ich meinem Sohne gebracht.
In alter Treue
Deine
Clara.
Ich denke, vorausgesetzt, daß das Wetter zum Guten ändert, am 4 oder 5ten July nach München zu kommen, schreibe Dir es noch.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Frankfurt am Main
  Empfänger: List, Emilie (962)
  Empfangsort: München
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 8
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit der Familie List und anderen Münchner Korrespondenten / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Ekaterina Smyka / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-019-3
694f.

  Standort/Quelle:*) Slg. Cornides 278
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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