Frankf. a/m. 31/10.
Liebste Emilie!
Das waren ja recht traurige Nachrichten, die Du uns gesandt; die arme Hedi, das ist ja ein rechtes Mißgeschick, und wollen wir nur hoffen, daß es keine nachtheiligen Folgen für ihre Gesundheit hat. Wer weiß, ob nicht doch die Reise im Sommer schädlich für sie war!
Von hier hätte ich Dir viel zu erzählen, aber leider nicht die Zeit; – über 200 Briefe, Depeschen ect. liegen zur Erledigung da, u. der größte Theil |2| davon läßt sich doch nicht durch ein paar gedruckte Worte nur abmachen.
Ueber das letzte Conzert im Museum werde ich Dir einen Bericht schicken, so bald ich ihn bekommen kann. Der 20. (der eigentliche Tag) war ein Tag, wie ich ihn nie erlebt; von Morgens bis Abends Besuche, u. Blumen in solcher Masse, daß wir nicht mehr Platz in den Zimmern hatten sondern den Corridor u. die Treppen damit |3| besetzen mußten. Das war mir wirklich ein Jammer, die schönen Blumen alle an Einem Tage! Einige schöne Bäumchen blieben uns aber, und viele Lorbeerkränze, die sich doch immer noch eine Weile halten.
Bitte, sage doch der lieben Hedi von unserer herzlichsten Theilnahme, u. laß mich bald auf einer Postkarte wissen, wie es ihr geht.
Lebe wohl, meine Theuere, Liebe u. sei umarmt von
Deiner
alten
Clara.
|4| P. S. Weißt Du nichts von Levy? Er ist der einzige, der kein Wort in dieser Zeit für mich hatte, ist er krank, oder – darf er nicht!!!
|
