Franzensbad d. 3 Aug. 1889.
Dr Loimanns Badehaus.
Liebste Emilie,
heute schreibe ich Dir traurig, denn es ist um Dir mitzutheilen, daß wir dies Jahr nicht a. d. Obersalzberg gehen. Ich bin hier mit den Bädern im Rückstand, und komme, will ich nur eine kleine Cur von 15 Moorbäder gebrauchen, nicht vor dem 17ten Aug. hier fort. Da blieben mir aber für Obersalzb. |2| kaum 14–16 Tage, das ist zu wenig für so eine große Reise. Bei der Unbeständigkeit der Witterung kann man nicht einmal wissen, ob man von diesen 14 Tagen nicht eine Woche im Nebel sitzt, und den ganzen Tag heitzen muß, auch haben wir keine Aussicht Jemanden dort zu finden, der uns bekannt, und angenehm wäre! Frl. Wendt kann nur bis zum 18ten bleiben, kurz, wir wollen, anbetrachts dieser Umstände, am 17ten direct von hier n. Baden gehen. |3| Wills Gott, halten wir uns nächsten Sommer durch einen längeren Aufenthalt oben schadlos, und Du uns durch den versprochenen Besuch in Frankfurt? – Daß wir uns jetzt nicht sehen, ist mir freilich recht betrübt, und dieser Gedanke hat mir sehr den Entschluß erschwert. Leider geht es mir mit meinen Körperschmerzen gar nicht gut, und ich werde wahrscheinlich auch noch die Badener Bäder gebrauchen.
Viel werden Dich nächste Woche meine Gedanken begleiten – ich höre wohl von Dir wenn Du zurückgekehrt bist, wie es Dir ergangen ist?
|4| Ist eigentlich Elise Hövem. wieder bei Euch? Du schriebst mir nichts davon.
Eine Bitte noch, willst Du (natürlich nach Deiner Rückkehr) mir etwa für 50 Pfennige Wolle nach inliegender Probe aus dem Geschäfft gegen Postvorschuß schicken lassen? erwähnen will ich, daß es Hamburger (nicht Berliner) Wolle sein <muß> und genau passen muß, auch in der Stärke.
Marie grüßt herzlichst und ich umarme Dich, liebste Mila, mit recht niedergeschlagenem Gemüthe
Deine
alte
Clara.
Macht das Schicken der Wolle im Postvorschuß Umstände, so legst Du es vielleicht für mich aus? das ist dann einfacher. Sie sollen die Wolle schicken m. d. Bemerken: „Muster.“
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