Obersalzberg 17. 8. 90.
Liebste Emilie,
Eben gibt mir die freundliche Schreiberin dieses, Frl. Wendt, den Rath, den ich vortrefflich finde. Marien das Sybel’sche Werk einstweilen nur in den ersten beiden Bänden zu schenken, u. dann Weihnachten, Geburtstag etc. nach u. nach die anderen; sie wird auf diese Weise eher dazu kommen, es zu lesen, da sie zu großen Werken hintereinander zu wenig |2| Zeit hat. Ich bemühe Dich also abermals u. bitte Dich, mir den ersten u. zweiten Band hierher: „Frl. Moritz Meyer, Obersalzberg bei Berchtesgaden, Pension Moritz für Frau Schumann“ zu schicken.
Heute habe ich mit unserer Wirthin schon deinetwegen für nächstes Jahr gesprochen, u. vorläufig über ein Zimmer neben uns an. Was sagst Du zu Deiner kühnen Freundin – so lange voraus! das macht das herrliche Wetter heute, wo man sich gleich ganz anders muthig fühlt.
|3| Von Levi hatte ich in alter freundschaftlicher Weise Brief u. halb u. halb das Versprechen, den Fidelio anzusetzen, wenn wir in München sind, was wie ich denke, ungefähr 5ten u. 6ten sein wird. So denn alles Weitere bis in drei Wochen, wo Dich wiederzu umarmen der freudigste Gedanke ist Deiner alten
Clara.
Ps. Von Hedi habt Ihr hoffentlich |4| gute Nachrichten! für sie freut mich das gute Wetter auch sehr, denn Sturm u. Regen an der See ist auf die Länge doch nicht schön. Grüße sie, wenn Du ihr schreibst u. sag’ ihr meinen Dank für die reiche Sendung an Lektüre.
Ich habe seit ziemlich einer Woche einen heftigen Rheumatismus in Schulter u. Arm gehabt, konnte Dir deshalb heut nicht eigenhändig schreiben.
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