23.01.2024

Briefe



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ID: 27229
Geschrieben am: Donnerstag 08.09.1836
 

D. 8. Septbr.
Gestern war mein Geburtstag mein 19ter, den ich noch nie so traurig zubrachte, ich weinte den ganzen lieben Tag, gestern vor 3 Jahren fuhr ich aus Zwickau u. sah Schumann zum letzten mal am Fenster, o, meine Klara wie schlug mir so stürmisch mein Herz bei diesen Gedanken – Wie hätte ich denken können daß in 3 Jahren alles so ganz anders u. ich aus Westphalen Dir, meine Liebe schreibe! – Ich war bis Vorgestern in Münster, habe vergnügte Tage verlebt, denn dort beeifern sich die Menschen mir Freude u. Vergnügen zu machen, hier geht mein trauriges Leben wieder an, ich weine viel u. oft, oft, – Man hat doch gar nichts auf dieser Welt, nichts als Kummer u. Sorge, das einzige Vergnügen ist mir das Fahren was ich selbst recht gut gelernt habe, ich fuhr 2 meiner Freundinnen in Münster durch die Stadt u. mich selbst dann nach Hause ganz herrlich, das ist meine Freude sonst habe ich keine mehr. Alles Militair aus Münster ganz still u. öde dort, gar nicht sehr hat mir die Stadt gefallen. Man ruft mich – ich soll spazieren fahren. Adieu bis Morgen Adieu.

  Absender: Fricken, Ernestine (40356)
  Absendeort: Schloss Buldern
  Empfänger: Wieck, Clara, verh. Schumann, Clara (3152)
  Empfangsort: Leipzig
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 27
Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit Korrespondenten in Österreich, Ungarn und Böhmen / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz, Michael Heinemann, Anselm Eber, Jelena Josic, Carlos Lozano Fernandez und Thomas Synofzik / Verlag Christoph Dohr Köln / Erschienen: 2023
ISBN: 978-3-86846-052-0
592f.

  Standort/Quelle:*)
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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