Briefe

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ID:
27232

Geschrieben am:
Sonntag 11.09.1836

Am 11. Septbr. Sonntag früh.

Guten Morgen meine liebe Clara, ich habe arge Schmerzen im Bein u. kann heute kaum auftreten. Du hast gewiß recht gut geschlafen u. vielleicht von Schumann geträumt, sonderbar ist es, seit Neujahr habe ich ihn kein einzigesmal im Traume gesehen, u. vorher beinahe jede Nacht, ich will ihn auch nimmer wiedersehn, ihn alles Gute von ganzen Herzen wünschen u. kann ich etwas thun für ihn, mit Freuden soll es geschehen, denn er wird mir nie fremd werden, wiedersehen will ich ihn nicht wieder auf dieser Welt. Nächstes Jahr reise ich wieder zu Hause, mir geht es so gut wie ich nun wünschen kann, die Eltern vermißt man doch so schmerzlich. Wenn ich abreise komme ich jedenfall nach Leipzig Euch Lieben einmal zu umarmen u. mein Pathgen zu sehen, das liebe Kind, gieb ihr einen Kuß im Stillen von mir, endlich es wiedersehn. Den Vater sage daß ich nichts mehr mit Schumann zu thun hätte u. grüße ihn herzlich von mir, nebst Deiner Mutter. Beiden meinen besten Dank noch für Alles. Du aber meine liebe Klara antworte mir bald, sei nicht böse wegen meines langen Schweigens, es konnte ja durchaus nicht ehr sein, mit meinen besten Willen. Antworte mir recht bald u. denke zuweilen wenn Du glücklich bist Deiner Freundin

Ernestine v. Fricken.

Absender:
Fricken, Ernestine von (488)

Absendeort:
Schloss Buldern

Empfänger:

Wieck, Clara, verh. Schumann, Clara (3152)

Empfangsort:
Leipzig

Schumann-Briefedition:
Serie: II / Band: 27
Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit Korrespondenten in Österreich, Ungarn und Böhmen / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz, Michael Heinemann, Anselm Eber, Jelena Josic, Carlos Lozano Fernandez und Thomas Synofzik / Verlag Christoph Dohr Köln / Erschienen: 2023
ISBN: 978-3-86846-052-0
Seite: 596f.

Standort/Quelle:^*)

*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla


ID:	27232
Geschrieben am:	Sonntag 11.09.1836	Am 11. Septbr. Sonntag früh. Guten Morgen meine liebe Clara, ich habe arge Schmerzen im Bein u. kann heute kaum auftreten. Du hast gewiß recht gut geschlafen u. vielleicht von Schumann geträumt, sonderbar ist es, seit Neujahr habe ich ihn kein einzigesmal im Traume gesehen, u. vorher beinahe jede Nacht, ich will ihn auch nimmer wiedersehn, ihn alles Gute von ganzen Herzen wünschen u. kann ich etwas thun für ihn, mit Freuden soll es geschehen, denn er wird mir nie fremd werden, wiedersehen will ich ihn nicht wieder auf dieser Welt. Nächstes Jahr reise ich wieder zu Hause, mir geht es so gut wie ich nun wünschen kann, die Eltern vermißt man doch so schmerzlich. Wenn ich abreise komme ich jedenfall nach Leipzig Euch Lieben einmal zu umarmen u. mein Pathgen zu sehen, das liebe Kind, gieb ihr einen Kuß im Stillen von mir, endlich es wiedersehn. Den Vater sage daß ich nichts mehr mit Schumann zu thun hätte u. grüße ihn herzlich von mir, nebst Deiner Mutter. Beiden meinen besten Dank noch für Alles. Du aber meine liebe Klara antworte mir bald, sei nicht böse wegen meines langen Schweigens, es konnte ja durchaus nicht ehr sein, mit meinen besten Willen. Antworte mir recht bald u. denke zuweilen wenn Du glücklich bist Deiner Freundin Ernestine v. Fricken.
Absender:	Fricken, Ernestine von (488)
Absendeort:	Schloss Buldern
Empfänger:	Wieck, Clara, verh. Schumann, Clara (3152)
Empfangsort:	Leipzig
Schumann-Briefedition:	Serie: II / Band: 27 Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit Korrespondenten in Österreich, Ungarn und Böhmen / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz, Michael Heinemann, Anselm Eber, Jelena Josic, Carlos Lozano Fernandez und Thomas Synofzik / Verlag Christoph Dohr Köln / Erschienen: 2023 ISBN: 978-3-86846-052-0 Seite: 596f.

Standort/Quelle:^*)
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla