Lieber Schumann,
ich bin beauftragt Dir folgendes mitzutheilen. Die Conzert-Direkzion hat Dir geschrieben daß sie Deine neueste Symphonie erst bei Deiner, zu hoffenden hiesigen Anwesenheit zur Aufführung bringen wolle. Sie wußte damals nicht daß die Symphonie schon so bald im Druck erscheinen werde. Jetzt ist sie erschienen und wenn wir mit der Aufführung warten so kommt uns irgend ein andres hiesiges Conzert-Institut zuvor. Da uns die Orchester-Mittel so wie das Publikum im Gewandhause die besten hiesigen sind so wird es Dir gewiß selbst lieber sein wenn wir Dein Werk hier zuerst und zwar zum Anfange des nächsten Conzerts am 28. d. M. bringen. Es sollen 2 gründliche Proben gemacht <werden> , Deine Metronom-Bezeichnungen genau beobachtet und überhaupt sich alle erdenkliche Mühe gegeben werden. Deine liebe Frau schreibt an Dr. Härtel daß Du ein Violin Conzert für Joachim componirt hast, die Signale sagen daß er es in Düßeldorf zuerst spielt. Ich bin ganz eifersüchtig!!! Hoffentlich bekomme ich es bald und Du hast es nicht gar zu unbändig schwer gemacht; damit unser eins sich auch damit vor die Leute riskiren kann. - Also, nicht wahr lieber Schumann? Du hast nichts dagegen daß wir zu den fetten Bissen zuschnappen in dieser hungrigen Vokal- und Instrumental und Getreide-Zeit. Sie Symphonie gefällt mir ausserordentlich und <ge> wird gewiß grossen Succeß haben. Hoffentlich sehen wir uns bald hier bis dahin und immer weiter
Dein treuer Freund
Ferdinand David
Gestern machten wir im Concert eine allerliebste neue Ouverture von Rietz, Lustspiel-Ouverture betitelt, sie hat sehr gefallen und ich kann sie Dir für Deine Conzerte als eine reizende Novität empfehlen.
d. O.
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