23.01.2024

Briefe



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ID: 2883
Geschrieben am: Samstag 25.01.1851
 

Hochgeehrtester Herr Doctor,
Es war mir nicht möglich Ihnen bis zum 23ten die Sinfonie zu schicken, mit den ausschreiben war ich wohl fertig hatte aber den Fehler begangen die Blaßinstrumente erst und das Quartett bis zuletzt gelassen, und ohne Doppletten konnte ich es Ihnen doch nicht schicken, da es in so kurzer Zeit bei Ihnen auch nicht konnte doppliert werden, und ich nie gern eine Arbeit halb abliefere,
Bitte doch aber auch zu bedenken daß so ein Werk, in so kurzer Frist nicht möglich ist richtig und correct auszuschreiben, man kann täglich aus der Partitur nicht mehr als 4 Bogen fertig machen, nun gehen einige Tage verloren, wie Sie sehr wohl wissen mit Proben, die Feiertage nehmen auch etwas Zeit in Anspruch, berechnet man nun einige 70 Bogen aus der Partitur ohne Doppletten so läßt sich sehr wohl annehmen wie lange man dazu braucht. Sie wissen, und können gewiß versichert sein daß ich, eben |2| weil es so weit herkommt, nicht nachlässig bin, und es machte mir viel Kummer, daß ich Ihren Wunsch nicht erfüllen konnte.
Ich werde nun erst die Pianofortesachen fertig machen und sobald sie fertig Ihnen schicken, dann das Nachtlied. Das Porto bitte ich von der Rechnung abzuziehen
Bitte nochmals dringend mir ja nicht daß säumen als nachlässigkeit anzurechnen, denn ich habe mich gewiß sehr dazu gehalten um es fertig zu machen, doppelt, schon darum weil ich sehr erfreut war etwas Ihnen zu hören, es war mir als Sie fort waren recht bange und zog mich unwill¬kürlich nach der Reitbahngasse hinaus.
Concertmeister Schubert hat mit Krebs einen Auftritt gehabt in ei¬ner Freischütz Probe, Krebs will haben wo das C dur eintritt, diese 3 Tak¬te forte nach den 3ten Tackt noch ein sforzando, so zu sagen abgerissen, Schubert sagt er habe diese Oper unter Webers Direction gespielt und wisse noch sehr gut wie es Weber gehalten haben wolle, Krebs sagt; ich bin Kapellmeister und will es so, denn es wird in der ganzen Welt so gespielt (nehmlich abgerissen) – Schubert legt darauf |3| seine Violine in Kasten und geht fort, hat auch in der Aufführung nicht gespielt.
Mit der Bitte um ferneres Wohlwollen bin ich in vollster Hochach¬tung
Dero bereitwilliger
Carl Gottschalk.
NB: im 3ten Satz von Bus<>chstaben [sic]. B. bis C, habe ich durgehends [sic] d geschrieben, ein  vor d gemacht. bitte nachzusehen. im letzten Satz habe ich ein paar Buchstaben gemacht, aber nicht ganz richtig, der Altposaunist kann schon das es blasen.
Dresden den 25ten Januar 1851.




  Absender: Gottschalk, Carl (555)
  Absendeort: Dresden
  Empfänger: Schumann, Robert (1455)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 22
Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit Korrespondenten in Dresden / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Carlos Lozano Fernandez und Renate Brunner / Dohr / Erschienen: 2021
ISBN: 978-3-86846-032-2
1008-1010

  Standort/Quelle:*) PL-Kj, Korespondencja Schumanna, Bd. 23 Nr. 4103
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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