23.01.2024

Briefe



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ID: 2888
Geschrieben am: Montag 01.03.1852
 

Hochgeehrtester Herr Doctor!
Ich würde sogleich auf die Telegraf-Nachricht welche ich am 22ten Januar Donnerstag Vormittag punkt 9 Uhr erhielt, (Mittwoch Nachmittag halb Fünf Uhr war es von Ihnen abgegeben worden also über Nacht liegen geblieben und für Telegraf nicht zu schnell) durch denselben Weg geant¬wortet haben wäre ich noch im Besitz der Partitur und Stimmen gewe¬sen, dasselbe hatte ich Dienstag den 20ten Janur [sic] Vormittag zur Post getragen, mein erster Weg war als ich dies erhielt, zur Post, um zu fragen ob es nicht abgegangen sei, es war aber Dienstag Nachmittag mit fort¬gekommen, ich konnte also dabei nun weiter nichts thun, als mich bitter kränken, denn ich kenne Ihr Augenblicklich, bin darüber auf Acht Tage krank gewesen, ich konnte mir doch nicht denken daß den Tag der Auf¬führung so fest bestimmt war, wie mir Ihre Frau Gemahlin nachher noch geschrieben hat, Entschuldigungs Gründe sind wohl überflüssig dabei, doch eins muß ich berühren, daß meine Frau den ganzen Winter krank ist, und dabei auch schon etwas Zeit verloren geht, ich auch nicht in den Umständen bin um Leute genug zu halten, sondern selbst Handanlegen muß –
Da ich dieses also fortgeschickt hatte, wollte ich die Partitur von der Phatasie [sic] nicht ohne Stimmen |2| gleich nachschicken sondern erst fertig machen, es hat aber, abermals wieder sehr lange gedauert ehe ich es Ihnen schicken konnte, ich gedachte viel früher damit fertig zu werden, aber es läßt sich aus der Partitur nicht so ganz genau berechnen. Ich habe was mir auffällig war in der Partitur roth angemerkt, bitte den Herrn Dr. dieses nachzusehen, in den ersten Satz habe ich die Ventiltrompeten von Buchstaben G. bis H. wo sie in E stehen, auch nach F geschrieben, denn wo Ventile einmal da sind ist das umstimmen überflüssig, überhaupt sollten alle Ventilinstrumente die Töne blasen wie sie klingen, damit das lästige Transponieren für den Componisten aufhörte die Tuba steht auch in F. und bläst die Töne wie sie klingen, das dürfte freilich noch lange dau¬ern, denn es wirkt ja kein Conservatorium oder Musikschule darauf hin, und den gewöhnlichen Musikant fällt es gar nicht ein daran zu denken.
Wie fleißig aber müssen Sie sein, da im Monat April schon wieder ein Werk von Ihnen zur Aufführung in Weimar kommen soll, Tragodie [sic] von Byron. Manfred, es ist doch wohl nur Musick dazu, oder ist es Oper?
Sollte es wirklich das letzte sein was ich von Ihnen erhalten habe, und was ich schicke – ich kann den Gedanken nicht ertragen |3| als nachläs¬siger Mensch von Ihnen angesehen zu werden, der Schein ist wohl gegen mich aber der Herr Dr werden wohl von Dresden her wissen, daß ich mir es immer angelegen sein ließ Sie zu befriedigen, ich bitte in jedem fall mir Ihre ergebenheit auch ferner zu schenken, der Himmel führt die Men¬schen oft wunderbar wieder zusammen.
In fester Hochachtung bin ich
Dero bereitwilligster
und ergebenster
Carl Gottschalk.
Dresden am 1ten März 1852.
Die Kosten für die Telegraf. Nachricht ist mein Verschulden, ich hoffe Sie werden es mir nicht übel deuten wenn ich darauf bestehe dieses von der Rechnung zurückzubehalten.
Carl Gottschalk

  Absender: Gottschalk, Carl (555)
  Absendeort: Dresden
  Empfänger: Schumann, Robert (1455)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 22
Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit Korrespondenten in Dresden / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Carlos Lozano Fernandez und Renate Brunner / Dohr / Erschienen: 2021
ISBN: 978-3-86846-032-2
1020-1022

  Standort/Quelle:*) PL-Kj, Korespondencja Schumanna, Bd. 24 Nr. 4436
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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