Düsseldorf, den 19ten Januar 1851.
Geehrter Herr,
Gewiß habe ich mir selbst die schwersten Vorwürfe gemacht, Ihnen auf Ihren theuren Brief noch nicht geantwortet zu haben. Es war ein immerwährendes Schwanken zwischen Annehmen und Ablehnen gerade dieses gewiß interessanten Stoffes. Endlich glaube ich mich doch für das Letztere entscheiden zu müssen; es haben so bekannte Stoffe immer Gefahr, wie Sie selbst auch sagen. Ja, gäbe es kein Schiller’sches Stück, mit allen Händen griffe ich wohl darnach. Für Alles, was Sie mir sonst schreiben, haben Sie vielen Dank. So gern möchte ich ein Oratorium schreiben; würden Sie vielleicht dazu die Hand bieten? Ich dachte an Luther, an Ziska; doch wäre mir auch ein biblischer Stoff recht. Nach diesem und ähnlichem wohl auch eine heitere Oper. Vielleicht regt Sie dies zu weiteren Gedanken an.
Eine Frucht hat bereits Ihr erster Brief getragen. Nachdem ich, mir die Braut von Messina zu vergegenwärtigen, die Tragödie wiederholt gelesen, kamen Gedanken zu einer Ouvertüre, die ich dann auch vollendete. Für ein freundliches Zeichen sei dies gehalten, daß der künstlerische Segen auch ferneren Unternehmungen nicht ausbleiben möge!
Erfreuen Sie bald wieder durch eine Nachricht
Ihren
ergebenen
Robert Schumann.
Herrn Wenzel meine besten Grüße; er möge verzeihen, daß ich ihm noch nicht geschrieben.
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