Düsseldorf, den 21sten Februar 1853.
Geehrtester Herr,
Sie scheinen mich vergeßen zu haben! Oder hätten Sie meinen letzten Brief nicht empfangen, oder ihn falsch gedeutet? Kaum kann ich es glauben. Gewiß würde es mir eine große Freude sein, mit Max Maria etwas im Verein zu arbeiten. Aber es sträubte sich kurz, nachdem ich ihm geschrieben, etwas dagegen, wie ich Ihnen auch damals schrieb.
Was den heutigen Brief an Sie veranlaßt, ist wieder eine Bitte. Ich las neulich die Ballade von Uhland „Das Glück von Edenhall“; sie scheint mir vortrefflich zu musikalischer Behandlung geeignet. Darf ich auch Ihren poetischen Beistand hoffen? Ich würde Ihnen dann meine weiteren Gedanken darüber mittheilen. Die Arbeit würde in keinem Falle so umfangreich sein, als „Sängers Fluch“. Sehr freuen sollte es mich, wenn Sie meiner Bitte willfahren wollten.
Wie geht es Ihnen, geehrter Herr? Werden wir Sie mit Ihrer Frau Gemahlin nicht bald einmal am Rhein sehen? Anfang nächsten Winters denke ich „Sängers Fluch“ hier aufzuführen und hoffe dabei sehr auf die Unterstützung Ihrer Frau Gemahlin. Die Harfenpartie werde ich ihr ehestens mitzutheilen mir erlauben.
So bitte ich denn noch, mir Ihr freundliches Andenken zu erhalten und mir bald eine Antwort auf mein Anliegen zukommen zu laßen.
Ihr
ergebener
R. Schumann.
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