Berlin am 27sten April 1853.
Hochverehrter Herr Doctor!
Nehmen Sie meinen wärmsten Dank für Ihr wiederholtes freundliches Schreiben. Der Brief ist bereits für mehrere Zeitungen benutzt worden, und wird in den nächsten Tagen noch in andren Journalen zu finden sein. Auch an Bischof habe ich ihn neulich durch einen Freund geschickt. Ich hoffe überhaupt, da Bischof ein persönlicher Freund von Wilsing ist, daß von dort aus manches für das Werk geschehen wird. Ein Klavierauszug von dem Psalm wird nicht erscheinen, wohl aber die Chor und Solostimmen, die schon gestochen werden. Ich glaube auch, daß ein Clavierauszug, der die Herausgabe ohnehin bedeutend vertheuern würde, in diesem Falle doch etwas mißlich sei, da er doch nur das Orchester, nicht aber den wesentlichen Theil des Gesanges, repräsentiren könnte. Außerdem denke ich, daß alle diejenigen, die für ein solches Werk sich wahrhaft interessiren und das Verständniß für solche Conceptionen in sich tragen, lieber die Partitur als den Klavierauszug benutzen werden. Glauben Sie indessen, daß aus anderen Gründen ein solcher Auszug dem Werke nützlich sei, so will ich Alles aufbieten, daß die Herausgabe noch bewerkstelligt wird. Vor etwa vierzehn Tagen hatte der Stern’sche Verein eine Aufführung, und unter anderen den ersten Theil des „Paradis und die Peri“ ausgeführt. Die Chöre waren gut einstudirt, wogegen die Soli’s Manches zu wünschen übrig ließen. Das Ganze begleitete Stern am Klavier. In einer Soiree beim Instrumentenmacher Kisting wurde am letzten Sonntag Ihr G-moll Trio von Herrn Kroll und den Gebr. Lotze vortrefflich executirt. Herr Lotze hat Ihnen vor einiger Zeit ein Stabat mater geschickt und hofft, daß es richtig in Ihre Hände gelangt ist. Wenn ich nicht irre, ist die Composition von Latrope [sic]. Berlin denkt augenblicklich wenig an Musik, da die Manie des Tischrückens alle Zeit in Anspruch nimmt. Werden wir Sie nicht bald einmal hier begrüßen können?
In unveränderlicher Verehrung
der Ihrige
Hermann Krigar.
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