Leipzig d. 13 Januar 1847.
Lieber Schumann,
Durch Mittheilungen aus Ihren Briefen an Härtel, Whistling, die Frege weiß ich, daß es Ihnen bisher gut gegangen ist, doch würde ich mich sehr freuen, wenn Ihre Zeit gestattete, mir einmal Näheres mitzutheilen. Sie wissen, wie vielen Freunden und Verehrern hier Alles, was Sie betrifft, interessant ist. Ihre Frau Schwägerin hat selbst geschrieben, den Umschlag ihres Briefs habe ich, weil er zu dick war, mit Wahrung des Briefgeheimnisses abzunehmen mir erlaubt. Wie geht es mit Ihrem gesundheitl. Befinden, und mit dem Ihrer verehrten Frau? Ist oder wird die Peri in Wien aufgeführt? Kommen Sie auf Ihrer Rückreise über Leipzig? Das hiesige Musikleben geht seinen Gang, auffallender Weise ohne viele Mitwirkung Mendelsohn’s [sic] bei den Gewandhausconcerten, er dirigirt (außer bei Carl Meyer’s Hierseyn) gar nicht, und noch ist kein einziges Orchester-Werk von ihm aufgeführt worden. Dreyschock ist mit großem Beifall für seine eminente Technik aufgenommen, im Uebrigen aber richtig ge-|2|würdigt worden, mit Ausnahme der Brockhaus’schen Zeitung, in der seine Technik als Nebensache dargestellt, und dagegen sein Genius hervorgehoben wurde. Morgen spielt Carl Müller aus Braunschweig. Die Lind hat dem Dr. Schmidt definitiv einige Gastrollen im März zugesagt. Wer bei uns die Peri singen wird, wissen wir noch nicht, wir hoffen die Frege, dazu ist aber erforderlich, daß das Concert für einen [mil]den◊1 Zweck <>gegeben wird, so sagt man. Ich habe sie zwei Mal nicht zu Hause getroffen, gern hätte ich mir aus dem Briefe Ihrer l. Frau von ihr erzählen lassen.
List’s Ende haben wir lebhaft bedauert. Ist es wah[r,] daß seine Töchter über seine Todesart auch in Täuschung [blie]ben? H. Wieck hat dies an seine Frau geschrieben. Ueber Leipzig hat er sich in diesem Briefe infolgender Weise ausgesprochen: „Leipzig, dieses elende Nest, wo zwei politische Zeitungen sich die Hände reichen, um ein aufstrebendes großes Talent zu unterdrücken pp“.
Carl’s, die gesund sind, und bei denen ich während seines Hi[er]seyns bisweilen Skat spiele, grüßen Sie und Clara herzlich[.] Leben Sie Beide mit Ihren Kindern gesund und glücklich und gedenkend
Ihres
treuergebenen
Reuter
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