Dresden d. 14t. Mai 1850
Lieber Schumann
Mit Vergnügen ersehe ich aus Ihrem Briefe, daß Sie schon jetzt Gelegenheit haben, Ihre Oper in Verlag zu geben und bin gern bereit, Ihnen zur Erleichterung die Hand zu bieten.
Um so mehr haben Sie mich, ich muß es offen gestehen, durch die Stelle Ihres Schreibens verletzt, in der Sie mir jetzt noch nachträglich vorrechnen, daß sie [sic] „vielleicht kaum 200 Verse“ meines Textes haben brauchen können, nachdem ich [doch] Ihnen selbst am Schluße der Arbeit die Bestimmung des Honorars überlaßen. Hierauf schrieben Sie mir am 15ten Mai 1848:
„Ist es Ihnen nun recht, daß ich Ihnen von meinem Verlegerhonorar einen Theil (zwanzig Louisd’or dacht’ ich) abträte? – – So wär’ es mir am lie[b]sten. Ob Ihnen lieber R., das sagen Sie mir offen!“
worauf ich mich ohne Weiteres mit Ihrem Wunsch ganz einverstanden erklärte.
Ich bin mir bewußt, diese undankbare, zeitraubende Arbeit mit aller Liebe für das Gelingen der Sache und mit aller Lust, grade Ihnen nach Kräften zu genügen, so lange durchgeführt zu haben, als Sie nur irgend meine Mitwirkung in Anspruch nahmen.
In diesem Bewußtsein hoffte ich wenigstens, Sie würden mir so viel Vertrauen schenken, daß Sie einen so natürlichen Wunsch, wie der ist, den Sie in Ihrem gestrigen Briefe gegen mich aussprechen, nicht auf solche Weise motivieren würden!
Ich kann in dieser Hinsicht nur annehmen, daß eine augenblickliche Verstimmung Ihnen dieses kränkende Berechnen meiner Arbeit eingegeben, wo in allen Ihren frühern Briefen auch nicht eine Spur zu finden ist. Zugleich widerhole [sic] ich Ihnen meine volle Bereitwilligkeit auf Ihre etwanigen [sic] Wünsche möglichst einzugehen:
Sein Sie also so gut und schreiben Sie mir umgehend einfach und entschieden, wie viel Sie mir unter den jetzigen Verhältnissen zu geben gedenken. Auch der Zeitpunkt, in dem Sie in Rücksicht auf das Anerbieten Ihres Verlegers mir das Honorar zuzustellen denken, wäre mir lieb zu erfahren.
Schließlich muß ich jetzt um so mehr darauf bestehen, daß Sie beim Druck der Oper sowohl, wie des Textes und Zettels meinen Namen ganz weglassen.
Ihr
ergebner
R. Reinick
P. S.) Sollten Sie den Opernplan von Tristan u Isolde, den ich einmal für Sie entworfen, noch haben und nicht mehr brauchen, so bitte ich Sie, mir denselben doch bei Gelegenheit einmal zuzustellen.
R. R.
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