Eitorf 5/10 50.
Verehrtester Herr Doctor u. Director!
Wenn ich mich hierdurch Ihnen mit einer ergebenen Bitte nahe, so geschieht dieß in der Zuversicht, dass Sie dieselbe entschuldigen u. gelegentlich erfüllen werden. 46–47 war ich als Kapellmeister am Cölner Theater, u. nachdem ich 32 bei Schneider in Dessau Musik studirt (vormals Theologie) seit 10–12 Jahren an mehren Stadt- u Hoftheatern, Gesang- u. Musikvereinen, in Kirchen u Schulen; u bin seit dem Sonderbundskriege nach der Schweiz geworfen worden, wo ich in Lenzburg als Musikdirector, Organist u. Gesanglehrer noch wirke. Das musikalische Leben u. Treiben der Schweiz kennen Sie wol; es befriedigt mich durchaus nicht, man kann nicht immer ausgeben, man will auch Nahrung einnehmen; es ist Mangel auf Mangel, man vertrocknet |2| dort; u. unaufhörlich sehne ich mich nach meinem Vaterlande zurück, um da zu wirken, da mit meinem musikalischen Pfundt zu wuchern. Auf einer jetzigen Erholungsreise kam ich nach dem Dorfe Wehlitz (ich bin aus Halle) bei Leipzig; u. sprach u. hörte dort Frl. Lalemand, diese Dame sprach mir zu, mich an Sie zu wenden, Ihnen meine Noth, mein Missgeschick zu klagen; u. so lege ich denn hierdurch <mein> die Wendung meines Geschickes in Ihre gütige Hand, mir Rath zu ertheilen mir zu einer mir angemessenen Stellung gewogentlich verhelfen zu wollen. Jederzeit bin ich bereit über meine musikalische Qualification Zeugniss einzureichen von Vergangenheit u. Gegenwart.
So empfehle ich mich denn Ihrer gütigen Vermittelung u. harre Ihrer gütigen Mittheilung in Verehrung u. Ergebenheit als
Ihr
dankverpflichter [sic]
Rabe.
(Bis 16t Oct. in Eitorf, in Siegkreise Rgbz. Köln; von da in Lenzburg im Aargau.)
|4| Tit
Herrn R. Schumann,
Doctor u. Director der Musik
Wohlgb
Düsseldorf
franco
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