Sehr verehrter Herr u Freund!
Ihre gütige Bereitwilligkeit hat mich in den Stand gesetzt, einen lang gehegten Lieblings Wunsch realisirt zu sehn; gestern habe ich vor einem Auditorium von wenigstens 700 Personen Ihr schönes Werk „das Paradies und die Peri“ im großen Kursaal zu Wiesbaden aufgeführt; dasselbe hat ebenso allgemeinen wie gerechten Beifall gefunden. Lebte ich in einer größeren Stadt so wäre es mir unzweifelhaft leichter gewesen, manche Stellen dieses Oratoriums wirksamer zu Gehör zu bringen; wie z. B. die Altparthien in den Frauen Chören und in dem Quartett „Peri, ists wahr, daß du in den Himmel willst“; im Uebrigen befanden sich die Hauptparthien in guten Händen namentlich die der Peri in <den Händen> denen meiner Theater primadonna, die eine reitzende Stimme hat; die Chöre waren nicht stark besetzt, aber fest studiert und das Ganze durfte sich mit Anstand hören lassen. Ich geize nach dem Vergnügen Ihr neuestes Werk „die Pilgerfahrt der Rose“ kennenzulernen; vielleicht verhelfen Sie mir im Laufe der Zeit dazu. Im Winter finden hier zwei bis drei große Concerte statt und da hätte ich gute Gelegenheit dem Publikum und mir diese Freude zu machen. Mit aufrichtiger Theilnahme habe ich aus den öffentlichen Blättern ersehn daß Sie Sich nicht wohlbefinden; <und> ich gebe mich der angenehmen Hoffnung hin, daß dieser Zustand bald vorübergehen wird, was ich von Herzen wünsche.
Indem ich Ihnen schließlich nochmals meinen besten Dank sage zeichne ich mich mit den angelegentlichsten Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin, mit gewohnter Hochachtung u Ergebenheit
Ihr
Louis Schindelmeisser
Wiesbaden den <9>10t Septbr 1852.
[BV-E, Nr. 4528, dat. 11. September 1852:] Schindelmeisser. [Versand:] fr. [beantwortet:] +
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