Verehrtester Herr Doctor
Ich befinde mich in einer augenblicklichen Verlegenheit um eine Summe von 30 Thlrn. – welche mir zu einer dringenden Zahlung fehlt, da eine mir rechtskräftig zuerkannte Forderung von 400 Thlrn. noch nicht einge¬gangen, u mehre seit Neujahr fällige Honorare bisher mir ausgeblieben sind. Meine näheren Bekannten sind für den Moment nicht im Stande, mir auszuhelfen, u in meiner journalistischen Stellung muß ich unbedingt An¬stand nehmen, gewisse Leute, die mir vielleicht gern diesen Dienst erwie¬sen, darum anzugehen, da diese leicht daraus eine Verbindlichkeit folgern könnten, welche meine Unabhängigkeit gefährdete – Sie erkennen leicht, was ich meine.
Wenn ich mir nun erlaube, an Sie, hochverehrtester Herr Doctor, mit der – ich fühle es wohl – unbescheidenen Anfrage u Bitte mich zu wenden, ob es Ihnen vielleicht möglich u genehm wäre, mir jene kleine Summe als ein Darlehn auf vier Wochen vorzustrecken: so geschieht das, weil ich das vollste u unbedingteste Vertrauen zu Ihrer Discretion haben darf, u Sie vielleicht doch in etwas wenigstens meine Verhältnisse kennen.
Verzeihen Sie mir in gewohnter Freundlichkeit diese Unbescheiden¬heit, u die daran sich knüpfende ergebenste Bitte, wenn nicht durch Ue¬berbr. d., so doch – falls es möglich – noch heute Ihre gef. Antwort mir zugehen zu lassen, da ich bis morgen Früh eine Zahlung zu leisten habe. Ich würde Ihnen für die erwünschte freundliche Gewährung jener erge-bensten Bitte außerordentlich dankbar verbunden sein, u habe die Ehre, stets mit vollkommenster Hochachtung zu sein
Ihr
gz ergbstr
Dr. J. Schladebach
V. h. 15. Febr. 48.
Dippoldiswalder Platz 8. III.
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