Wien, den 19. July 1838
Euer Wohlgeboren
beehre ich mich auf Ihr schätzbarstes Schreiben vom 15. d. M. den Weg mitzutheilen, auf dem Sie die Verwirklichung Ihres Vorhabens erreichen können. Die Ertheilung der Bewilligung zur Herausgabe einer Zeitschrift in Wien gehört ganz in das Reßort der k. k. Polizey- und Censur Hofstelle, deßen Präsident Graf Sedlnitzky ist, ein äußerst liebenswürdiger Cavalier. Sie müßten sonach an Seine Excellenz eine Eingabe <einsenden> überreichen, worin Sie Ihr Anliegen detaillirt und motivirt vortrügen. Berufen Sie Sich vorzüglich darauf, daß Ihre Zeitschrift in Österreich mit Bewilligung der Behörden bezogen u. an öffentlichen Orten, so z. B. bey allen Kunsthändlern, gelesen wird. Allerdings würde Ihnen eine besondere Empfehlung eines sächsischen Ministers |2| von großem Nutzen seyn, um Weitläufigkeiten oder Einwendungen zu vermeiden. Einer Caution wird es nicht bedürfen, da Sie unter Censur stehen werden. Jedenfalls wird Ihr Domicilsverhältniß zu regeln kommen; bleiben Sie Ausländer, so muß Ihnen dieselbe Polizey Hofstelle den Paß zum Aufenthalte ertheilen; wollen Sie die österreichische Staatsbürgerschaft erwerben, so gehört dieß in das Reßort der administrativen Behörde, also der nied.öst. Regierung für Wien. – Jedenfalls beginnen Sie Ihre Schritte bald, denn der amtliche Weg dürfte auch länger als 3 Monathe dauern; daß Ihre persönliche Anwesenheit der Sache nur förderlich seyn kann, brauche ich wohl nicht zu bemerken.
Es wird mich gewiß aufrichtig freuen, wenn Ihr Plan in Erfüllung geht, und Ihre geistreiche Zeitschrift die Lücke ausfüllt, welche hier in der musikalischen Welt existirt, wo aus Mangel eines Unternehmens der |3| Art die Kunstansichten nicht zur Klarheit kommen können, und Künstler u. Kunstkenner isolirt herumirren, ohne Organ um sich zu verständigen u. aufzuklären.
Wollen Sie dem Hrn. Wieck und dem Frl. Clara meine freundschaftlichsten Grüße darbringen und den Ausdruck der aufrichtigen Achtung entgegennehmen, mit welchem ich verbleibe,
Ihr ergebenster
Vesque pp.
Ich war so frey, durch Hrn. Diabelli ein Liederheft für die Zeitschrift zu senden.
|4| Herrn
Herrn Robert Schumann.
Redacteur der neuen Zeit-
schrift für Musik
Wohlgeboren
in Leipzig
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