Mein hochverehrter Herr Doctor!
Auch dies mal bin ich gewiß einer der Letzten, die Ihnen zu Ihrer Vermählung den herzlichsten Glückwunsch darbringen; aber erst jetzt habe ich dies freudige Ereigniß erfahren und sage Ihnen, daß es mich so innig berührt hat, daß ich Ihnen nur ein schwacher Ausdruck meiner Gesinnungen für Sie, kund geben kann. Was soll ich Ihnen auch wünschen? Da, wo der liebe Schöpfer, Mann und Weib, mit so köstlichen Gaben über schüttete, wie bei Ihnen, mein verehrter Meister und Ihrer hoch geschätzten Frau, da wird wohl jeder irdische kleinliche Wunsch vergehn; nur Gesundheit will ich für Sie fernab flehn, damit Sie lange lange Zeit die Tonkunst in Ihnen bis auf Kind und Kindeskinder blühen sehen. Möge der Allmächtige seinen Seegen zu meinen frommen Wünschen geben. – Hoffentlich komme ich nächstens nach Leipzig; Mendelsohn versprach mir zu schreiben, wenn was recht Besonderes gegeben wird, und glauben Sie, daß es mein sehnlichster Wunsch ist, die persönliche Bekanntschaft des Sängers des Heineschen Liederkreises zu machen, dessen Vorzüglichkeit ich immer von Neuem bewundere. Ich arbeite viel Studien, Bassi ostinati, Fugen, figurirte Choräle und übersende Ihnen wieder etwas kleines, wobei Ihre Nachsicht in Anspruch genommen wird; noch bitte ich um ein Paar Zeilen. Ihrer verehrten Frau, meine besten Empfehlungen; ich glaube kaum, daß Sie sich meiner noch erinnert? – Sie aber lebt fort in jedes musikfühlenden Menschen Herz und Gedächtniß. Bleiben Sie mir, verehrter Meister zugethan, und schenken mir Ihre Gunst, deren Werth wohl zu schätzen weiß
Ihr
Sie so recht innig verehrender
Julius Stern.
Gr. Hamburger Str 31.
8. Dez 1840.
Des Herrn Doctor Robert Schumann
Tonkünstler, Mitglied mehrerer gelehrter Gesellschaften
etc etc etc
Wohlgeboren
Leipzig
d. Herrn Bouillon.
[BV-E, Nr. 1756, dat. 2. Dezember 1841:] Mit Musikalien.
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