Nürnberg am 22t Juny 1841.
Hochverehrliche Redaktion der neuen Zeitschrift für Musik in Leipzig!
In der Inlage erlaubt man sich Einer hochverehrlichen Redaktion einen Bericht über die Leistungen des H Eduard Pirkhert aus Wien, der am 21t eine musikalische Soirée auf dem Piano in hiesiger Stadt veranstaltete mit der Bitte zu übergeben, solchen in Ihr vielgelesenes und rühmlichst bekanntes Blatt gefälligst aufzunehmen. Es kommen hier öfters musikal Aufführungen zu stande, es würde mich freuen wenn eine verehrte Redaktion manchmal einen Bericht hierüber von meiner schwachen Feder empfangen möchte.
Einer hochverehrlichen Redaktion empfiehlt sich
gehorsamst
Wilhelm Kündinger
Cantor u. Direktor an
der h. Geist Kirche dahier.
|4| An die verehrliche Redaktion
der neuen Zeitschrift für
Musik Hh Hh Dr R Schumann
in
Leipzig
d. G.
[Beilage]
Nürnberg, d. 30. Juni.
Herr Eduard Pirkhert aus Wien gab am 21ten d. M. eine musikalische Soiree. Seinen vorausgegangenen Ruf in mehreren Wiener ec. Zeitschriften übertraf Hr. Pirkhert durch seine bewunderungswürdigen Leistungen auf dem Piano, theils in einer großen Phantasie (Souvenir de Beethoven) von Thalberg, theils in Schubert’schen und selbst componirten Liedern, so wie in einer Etude in As-Dur, Nocturne und Etude heroique. Hr. Pirkhert entlockt seinem Instrumente die glänzendsten Effecte. Mit Löwenkraft beherrscht er die Tastenwelt, schwelgt in Empfindungen und in harmonischen Verflechtungen mit Klarheit, Sicherheit, Milde und südlicher Gluth. In genialer Auffassung, mit Ruhe, Leichtigkeit und Besonnenheit besiegt er spielend alle Schwierigkeiten. Die reizendsten Figuren, Arpeggios, Triller, harmonische Verbindungen in den Begleitungsstimmen und Gesangsstellen, Octavenpassagen, welche er mit wahrer Virtuosität behandelt, hören auf, unter seinen Fingern mechanisches Gewebe zu sein. Viele Kenner stellen seine Leistungen denen Liszt’s und Thalberg’s würdig zur Seite. Mit rauschendem Applaus belohnte das zahlreiche Auditorium den Künstler, der zu seinem Concert ein Instrument aus der hiesigen Bibrischen Pianoforte-Fabrik besonders auszeichnete, und heute seine Kunstreise nach Stuttgart, Paris und London angetreten hat.
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