Berlin den 24. November 1841.
Hochgeehrtester Herr!
Die von Ew. Wohlgeboren mir gütigst zugesandte Symphonie von Ihrer Komposition habe ich richtig erhalten, und es soll mir zur großen Freude gereichen, sie in einer meiner musikalischen Soiréen aufzuführen. Ich habe dieselbe bereits vor einigen Tagen in meiner Musikschule, die in 56 Individuen besteht, probirt; bin jedoch damit nur bis zum 1sten Satze gekommen. Obgleich nun die Eintritte der Blase-Instrumente p. p. in der 1sten Violine ziemlich genau angedeutet sind, so habe ich mich doch überzeugt, daß das Werk beinah zu schwierig ist, um es ohne Partitur gehörig u genau einüben zu können.
Wäre es Ew. Wohlgeboren daher möglich, mir die Partitur auf nur acht Tage zukommen zu laßen, so könnte es dem Werke nur förderlich sein. Im entgegengesetzten Fall, müßte ich mir schon so behelfen, obwohl es schon deshalb besser wäre, die Partitur zu haben, als in der Regel beim Probiren eines Werkes, wo keine solche vorhanden ist, oftmals Streitigkeiten zwischen unsern Herren Kapellisten über verschiedne Meinungs-Ansichten entstehen. – Demnächst würde es mir sehr wünschenswerth sein, wenn es möglich wäre, einige Doubletten der Streich-Instrumente erhalten zu können, indem das Abschreiben hier bei uns nicht allein sehr kostspielig ist, sondern auch immer sehr lange dauert, und dabei noch häufig sehr fehlerhaft wird.
Sollte jedoch die Übersendung der Doubletten Schwierigkeiten haben, so werde ich auch hierin Rath zu schaffen suchen; dann dürften aber wohl mindestens 6 bis 8 Wochen darüber hingehen, bevor ich die Aufführung der Symphonie bewirken könnte.
Indem ich Ew. Wohlgeboren übrigens für die Mittheilung Ihres Werkes ganz ergebenst danke, erlaube ich mir zugleich eine Bitte auszusprechen. Ich wünschte nämlich, das seit dem Jahre 1838 bedeutend fortgeschrittene Talent meines 15jährigen Sohnes August, dem kunstliebenden Leipziger Publikum wieder einmal vorzuführen, und wandte mich deshalb vor mehreren Wochen, des Auftretens in einem der Gewandthaus-Concerte wegen, an Hrn. F. Kistner. Derselbe zeigte sich jedoch ziemlich spröde, und bot meinem Sohne diesmal nur ein Honorar von 20 Rth, während ihm doch vor 3 Jahren, 30 Rth bewilligt wurden. Natürlich zerschlug sich dadurch die Unterhandlung. – Vielleicht üben Sie, hochgeehrtester Herr, Ihren Einfluß auf die Concert-Direction dahin; daß mein Sohn in einem der Abonn.Concerte gegen ein Honorar von 30 Rth sich hören läßt? Sie würden mich unendlich verbinden, wenn Sie etwas zu Gunsten meines Sohnes thun möchten. Ich muß jedoch dabei ergebenst bevorworten, daß auf den Fall mein Wunsch realisirt würde, ich nicht vor Mitte des Monats März k. J. mit meinem Sohn nach Leipzig kommen könnte, indem vor dieser Zeit meine Soiréen nicht geschlossen sind, und ich mich daher nicht eher von hier entfernen kann.
Sollten die Herren Concert-Directoren in Leipzig durchaus kein höheres Honorar, als 20 Rth bewilligen wollen, so soll ihnen mein Sohn unentgeldlich spielen, wenn sie ihm den Saal im Gewandthause zu einem von uns zu gebenden Concert frei bewilligen wollen. Mir ist vor Allem daran gelegen, daß mein Sohn in Leipzig spielt, damit sein sich bereits erworbener Ruf noch mehr in der musikalischen Welt verbreitet.
Mit der ganz ergebenen Bitte, mich recht bald mit einer gefälligen Antwort zu beehren, und mich Ihrer hochgeschätzten Frau Gemahlin bestens empfhelen [sic] zu wollen, verbleibe ich mit der ausgezeichnetesten Hochachtung
Ew. Wohlgeboren
ergebenster
C. Moeser
Mohrenstraße. 58.
An
den Komponisten Herrn Robert Schumann
Wohlgeboren
in
Leipzig.
frei.