Verehrter Freund!
Sie können denken, wie schmerzlich es mich berührt hat, als Sie gestern so ganz ohne Rücksicht auf unsere Euterpe eine Orchesterprobe auf nächsten Montag ankündigten, um so mehr, als ich schon am vorigen Dienstag expreß zu Ihnen hinausfuhr, um mich zu erkundigen, ob Sie uns nicht mit Ihrer „Peri“ dazwischen treten würden. Jetzt nun sollen wir die Unbesonnenheit des Herrn Grill entgelten; ist das billig? – Abgesehen davon werden Sie auch gewiß zugeben, daß es leichter ist, eine Probe, als ein Concert, für welches schon alle Billetts ausgegeben sind, zu verschieben. Ob Sie wirklich das Recht haben, die Mitglieder unsers Orchesters, welche zugleich dem Gewandhausconcert angehören, zu zwingen, bei Ihrer Probe zu erscheinen, weiß ich bis jetzt noch nicht. Wenn Sie es haben, so erwarte ich von Ihrer billigen Einsicht, daß Sie nicht Gebrauch davon machen werden. Denn wenn Sie es thäten, so würden Sie uns veranlassen, den ganzen Verlauf der Sache schon unserer eigenen Rechtfertigung wegen unsern Abonnenten öffentlich darzulegen, was weder auf Sie, noch auf die Gewandhausdirection ein günstiges Licht werfen dürfte.
Mit vollkommenster Hochachtung
Ihr
ergebenster
Gebhard von Alvensleben
Leipzig den 26sten Novbr 1843
Dem
Herrn Doctor Robert Schumann
Wohlgeborn
Hieselbst
Inselstraße no 6
1 Treppe.
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