Leipzig d. 3 Januar 1850.
Lieber Herr Schumann,
Schüler u. Schülerinnen des Conservatoriums sind die Überbringer dieser Zeilen u. kommen lediglich der Peri halber nach Dresden. Sehr glücklich würde es sie machen, wenn es ihnen gelänge, sich Ihnen u. Ihrer lieben Frau vorstellen u. ein Paar Worte mit Ihnen wechseln zu dürfen, sei es auch nur im Conzertsaale in den Zwischenpausen der Probe od. der Aufführung, u. nur einige Minuten lang. Auf dem ganzen weiten Erdenrunde haben Sie schwerlich begeisterungsvollere Anhänger: ihre Verehrung für Sie grenzt thatsächlich an Fanatismus. Mit Namen sind es folgende drei: Frln Sara Samson aus Holland, ehemalige Schülerin des Conserv. u. jetzt Privatschülerin von mir u. von Hauptmann. Componirt, ist sehr musikalisch u. besitzt einen gewiegten Geschmack. Hat mir zu Weihnachten Ihre Bilder aus Osten, zweihändig von ihr arrangirt, bescheert. Ist ferner durch mich bei Brockhaus eingeführt u. giebt der Clara Brockhaus Unterricht in der Harmonielehre. Letztere Eigenschaft möge sie bei Ihrer lieben Frau empfehlen. Frln Niemann, Engländerin, in der Musik noch nicht sehr weit, sonst aber von viel Intelligenz u. Bildung. Herr Röntgen aus Holland, sehr gediegener Geiger (Schüler von David) u. ein echter Musiker. Nebenbei sehr talentvoller u. geübter Zeichner. Auf Ihre u. Ihrer lieben Frau baldige Hierherkunft freue ich mich unsäglich, schon deshalb, um Ihnen nachträglich noch zu schildern, welch unauslöschlichen Eindruck Ihre Faustmusik auf mich gemacht. Ihrer lieben Frau meine schönsten u. verehrungsvollsten Grüße.
Gott befohlen bis zu baldigem Wiedersehen.
Wie immer
Ihr
treu gesinnter
E. F. Wenzel
N. S.
Lassen Sie sich von Bargiels Oktett u. von der Oper nebst Bescheerung erzählen, die Sonntag d. 13 Januar im Conservatorium aufgeführt, respect. veranstaltet werden soll.
[BV-E, Nr. 3805:] Wenzel. [beantwortet:] + [Versand:] d. G.
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