23.01.2024

Briefe



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ID: 4893
Geschrieben am: Donnerstag 11.08.1842
 

Herr Doctor, und theurer Freund!
Als ich meinen jüngsten Notizen, daraus Sie das dienliche sich nehmen sollten, noch das Versprechen einer Beschreibung unsres Sängerfestes – welches als das erste im Lande gewiß alles Interesse verdient – beifügte, meinte ich dieß nicht etwa so, als wenn ich mir ein Monopol derselben sichern wollte. Vielmehr hoffe und wünsche ich, daß Ihnen auch von Anderen darüber berichtet worden sey oder werde, und schicke Ihnen das beiliegende nur zur Vergleichung und Zusammenstellung mit anderem. Was Ihnen nicht zu Sache gehörig erscheint, nun das lassen Sie hübsch ungedruckt. Auch sey Ihnen völlig unverwehrt, das gänzlich nach der Ih¬nen vielleicht besser bekannten wahren Sachlage abzuändern, was ich vom hiesigen Urtheile über Leipzigs Theilnahmlosigkeit beigebracht habe.
Erlauben Sie mir dabei gütigst die Bitte um eine (ohne allen Abschluß der Rechnung zu gewährende und jedenfalls gegen deren Betrag zurück¬bleibende) abschlägliche Zahlung. Ohne Weitläufigkeit kann ich Ihnen nicht mittheilen, wie es trotz dem enormen Glücke, welches mein „Vater¬land der Sachsen“ |2| macht (davon gleich die erste Auflage 5 000 stark gemacht werden muß) dennoch eben gerade dessen Umstände mit sich bringen, daß mich der Barschaftsmangel sehr drückt; aber das Eine kön¬nen Sie mir glauben, daß dieß blos eine momentane Verlegenheit ist, wel¬che ich wohl nicht wieder zu fürchten brauche. In solcher aber, das weiß jeder Geschäftsmann, ist uns auch mit einer kleinen Summe als Beihilfe schon sehr gedient, so daß wir sie dem gütigen Geber herzlichst Dank wis¬sen. Noth im Allgemeinen hat es, wie gesagt, anjetzt mit mir keineswegs. Auch bleibt mir die volle Zeit, Ihnen ferner ein treuer Berichterstatter zu seyn, sofern Sie nur Ihr wohlwollendes Vertrauen mir ferner gönnen wollen. In der Hoffnung, Sie bei Gelegenheit des Sängerfestes vielleicht sprechen zu können, bin ich leider getäuscht worden. Auch meinen al¬ten musikalischen Lehrer D. Lindner konnte ich nur flüchtig sehen, nicht sprechen; das Gedränge zwischen uns war zu groß.
Mit freundschaftlichster Ergebenheit und
Hochachtung
Albert Schiffner
Am 11. August 1842


  Absender: Schiffner, Christian Albert (1340)
  Absendeort: o. O.
  Empfänger: Schumann, Robert (1455)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 22
Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit Korrespondenten in Dresden / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Carlos Lozano Fernandez und Renate Brunner / Dohr / Erschienen: 2021
ISBN: 978-3-86846-032-2
521 f.

  Standort/Quelle:*) PL-Kj, Korespondencja Schumanna, Bd. 14 Nr. 2311
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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