23.01.2024

Briefe



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ID: 5204
Geschrieben am: Montag 24.10.1842
 

Hochgeehrter Herr,
Die unterzeichneten Herausgeber und Verleger der Allgemeinen deutschen Bürgerbibliothek, beehren sich hiermit, Sie zur literarischen Theilnahme an diesem Unternehmen ergebenst einzuladen. Sie halten Ihre gefällige Mitwirkung an demselben für wesentlich, und einen Theil des Erfolges, auf welchen sie für dieses Werk rechnen, durch Ihren Beitritt bedingt.
Es handelt sich bei der Allgemeinen deutschen Bürgerbibliothek vorzugsweise darum, unter dem Volke, das durch Pfennig- und Hellermagazine, durch Conversationslexika und Unterhaltungsblätter zum Lesen angeregt worden ist, und Allerlei, aber nur Zerstreutes gelernt hat, endlich gediegene Kenntnisse zu verbreiten, und ihm ferner nicht mehr Abgerissenes, Zersplittertes und Verflachtes, sondern Zusammenhängendes und wesentlich Nützendes, seine Intelligenz nachhaltig Förderndes in die Hände zu geben. Vor allen Dingen ist unser Bestreben darauf gerichtet, die vaterländisch-volksthümliche Gesinnung des deutschen Bürger- und Mittelstandes, – der unter allen Umständen als Träger und Stütze der Nationalkraft betrachtet werden muß, – und überhaupt das deutsche Bürgerthum allseitig und nachhaltig zu fördern und zu kräftigen. Daher liegt es wesentlich im Plane der Allgemeinen deutschen Bürgerbibliothek, daß in allen einzelnen Abtheilungen des Gesammtwerkes immer zunächst und ganz besonders auf deutsche Verhältnisse Rücksicht genommen, und das Ausländische und Fremde nur in sofern in Betracht gezogen werde, als es auf deutsche Angelegenheiten und Zustände einwirkt, und nur nach dem Maaße, in welchem es dieselben berührt oder von ihnen berührt wird. Die Aufgabe der Allgemeinen deutschen Bürgerbibliothek ist, volksthümlich und gemeinnützig zu wirken, und deßhalb handelt es sich hier auch vorzugsweise um die Resultate der Wissenschaft, zwar ernst und würdig, aber ansprechend und besonders in volksfaßlicher, von Fremd- und Kunstwörtern möglichst freier Schreibart darzustellen. Die Bürgerbibliothek soll in die Werkstätte des Gewerbsmannes, in die Schreibstube des Kaufmanns, in das Familienzimmer des Landwirths dringen, und den Kern des deutschen Bürgerstandes zugleich belehren, unterhalten, über seine wahren Interessen aufklären und in volksthümlicher Gesinnung bestärken.
Die Allgemeine deutsche Bürgerbibliothek soll der Nation nützen. Ihre Wirksamkeit wird aber um desto umfassender und wohlthätiger seyn, je mehr ausgezeichnete Männer, die ein Herz für das deutsche Vaterland haben, mit ihren Kräften für dieselbe wirken. Die Zeiten, in denen der Gelehrte nur für Männer seines |2| eigenen Standes schrieb, sind vorüber; die Gegenwart will nützliche Kenntnisse, über den Kreis der Schule hinaus, verbreiten; sie will die Resultate der Wissenschaft allgemein zugängig gemacht sehen. Wir sind überzeugt, daß Sie, hochgeehrter Herr, wenn anders Ihre Zeit und Ihre Verhältnisse es gestatten, gern ein solches Unternehmen, wie das unsere, durch Ihre Beiträge fördern, und daher ergeht unsere höfliche Bitte an Sie, uns gefälligst recht bald davon in Kenntniß zu setzen, ob Sie geneigt sind, nach den oben angedeuteten Umrissen des Plans die Bearbeitung <des>
einer kurzgefaßten, populär gehaltenen Geschichte der Tonkunst
zu übernehmen<.>, und uns zugleich Ihre Ansicht über deren Abfassung mitzutheilen, damit wir solches in unseren herauszugebenden Prospekt aufnehmen können.
Die Allgemeine deutsche Bürgerbibliothek erscheint in Bänden von etwa 25 Bogen klein Octav, mit Borgisschrift, auf gutem weißen Papier. Das für die Herren Mitarbeiter festgesetzte Honorar beträgt zwei und zwanzig Gulden rheinisch für den Oktavbogen, für die erste Auflage; für die zweite und alle folgenden elf Gulden rheinisch, etwaige Veränderungen und Verbesserungen inbegriffen.
Wir wiederholen, daß wir es ganz besonders zu schätzen wissen würden, Sie der Zahl unserer Mitarbeiter und der Förderer des nützlichen Werkes anreihen zu können, und schließen, in der Hoffnung recht bald von Ihnen eine erwünschte Zusage Ihrer Theilnahme zu erhalten, mit der Versicherung unserer ausgezeichneten und vollkommenen Hochachtung.
Karlsruhe, im Oktober 1842.
Die Herausgeber. Die Verleger.
Karl Andree. August Lewald Artistisches Institut F. Gutsch
& Rupp

Verehrtester Herr!
Seit längerer Zeit sind wir nicht mehr im Briefwechsel, ich hoffe jedoch daß Sie die obige Einladung deshalb nicht zurückweisen werden. Die bildende Kunst hat H Rud. Marggraff in München übernommen, die Schauspielkunst besorge ich u für die Tonkunst Sie zu gewinnen, würde unserm Werke von größtem Belange seyn. Haben Sie die Güte sich recht bald zu erklären u genehmigen Sie die Versicherung meiner freundschaftlichen Ergebenheit
A Lewald

  Absender: Lewald, August (13051)
  Absendeort: Karlsruhe
  Empfänger: Schumann, Robert (1455)
  Empfangsort: Leipzig
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 26
Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit Korrespondenten in Süddeutschland / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Ekaterina Smyka, Thomas Synofzik, Eva Katharina Klein und Michael Beiche / Verlag Christoph Dohr Köln / Erschienen: 2024
ISBN: 978-3-86846-051-3
640ff.

  Standort/Quelle:*) PL-Kj, Korespondencja Schumanna, Bd. 14 Nr. 2457 c
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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