Hochgeehrtester Herr Doctor!
Wohl hat ein Kunstjünger nöthig um Nachsicht zu bitten, wenn er sich Jemandem naht, der an Erfahrungen reicher ist als er selbst; allein wenn der Abstand so groß ist zwischen beiden Parteien, als in diesem Falle, so hat er wohl gerechten Anlaß zu ernstlicher Besorgniß. Denn Sie Herr Doctor haben sich in der Kunst einen der ersten Plätze errungen, und ich bin ein unbekannter Mensch, allerdings mit Eifer und dem Streben beseelt einst auch etwas leisten zu wollen, allein jetzt durchaus eine unbekannte Größe. Wenn ich mir aber doch die Freiheit genommen habe einen längstgehegten Wunsch zu realisiren, den nämlich mich Ihnen, hochgeehrtester Herr Doctor persönlich vorzustellen, so konnten nur die Zeugnisse zweier Männer mich dazu ermuthigen, die des Herrn Organist Becker und des Herrn Cantor Hauptmann, welche ich zur gütigen Einsicht beigefügt habe. Und auf diese beiden verehrten Männer stütze ich mich auch wenn ich mir erlaube die bescheidene Bitte an Sie, hochgeehrtester Herr Doctor, zu richten, Ihrem geneigten Urtheil einige Compositionen <zu> vorlegen zu dürfen. Wenn es mir dann gelingen sollte, daß Ew. Wohlgeboren einige Anerkennung meinem Streben nicht versagen sollten, so würde dieß ein neuer Antrieb für mich sein, nach Kräften vorwärts zu streben. Ich werde die Ehre haben, und morgen persönlich nachfragen welchen Entschluß Ew. Wohlgeboren in Betreff meiner Bitte gefaßt haben werden, und empfehle mich Ihrem Wohlwollen und Ihrer gütigen Nachsicht.
Mit wahrer Hochachtung
Ew. Wohlgeboren
ergebenster
K A Zwicker. stud phil.
Leipzig den 9. Febr 43.
Sr. Wohlgeboren
dem Herrn Doctor R. Schumann
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