23.01.2024

Briefe



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ID: 5273
Geschrieben am: Freitag 17.07.1840
 

Dresden d. 17 July 1840
Ew. Wohlgeboren
werden gütigst entschuldigen, wenn ich mir die Freiheit nehme mein Anliegen u. meine Bitte vorzutragen. Im 3ten Jahre fing ich das Klavier auf dem Lande bei Leipzig an und im 9–10 Jahre hatte ich sowohl auf dem Klavier als auch auf der Violine, Orgel etc. so viel Fertigkeit daß ich damals im Stande ┌war┐ Manches vom Blatte zu spielen. Durch Un¬terricht im Generalbaße u. im Selbstschaffen fing an [sic] und ich habe viele hundert Choräle ausgesetzt, ja in diesem Alter von 10 Jahren den Gottesdienst ganz allein in verschiedenen Kirchen auf dem Lande [sic]. Mein Vater bestimmte mich zum Lehrfache u. ich willigte blind ein. So habe ich mehrere Jahre auf dem Dorf zugebracht und endlich gelang es mir nach Dresden zu kommen. Hier mußte ich mich vom Stundengeben erhalten. |2| u. es blieb mir demnach wenig Zeit zum Spielen[.] Doch gelang es mir durch Nachtwachen die Harmon[ie] u. den Contrapunct durchzumachen. Auch lernte ich die Instrumentation u. schrieb die letz¬te Zeit 2 Concertinos für Klavier mit Orchester und eine Ouvertüre u. Etudes pp. Jetzt, da ich in meinem Fache als Klavierspieler und künftiger Klaviercomponist von meinem Hn. Lehrer nichts mehr lernen kann, da er das Passagenwesen u. das Instrument überhaupt zu wenig kennt, sehne ich mich nach einem tüchtige[n] Meister der Kunst, von dem ich <,> das, was mir bis jetzt noch nicht klar wurde, erlernen kön[nte.] Niemand steht nun in der Pianofortecomposit[ion] in so großer Vollendung da als Sie, geehrteste[r] Herr. Ihre Sonaten sind wahre und ächte Diamanten, und wohl schwerl. könnte man zur Zeit solche Gediegenheit u. Klarheit find[en.] Könnte ich bei Ihnen noch eine Zeitlang Unterricht erhalten im Anlegen u. Ausarbeiten der |3| Formen der Musikstücke, so würde ich der Glücklichste auf Erden seyn. Aber woher soviel Geld nehmen um das Studium bei Ihnen weiter fortzusetzen? – –
60–70 rh. könnte ich vielleicht mitbringen und vielleicht wäre es möglich daß ich vor meiner Zureise nach Leipzig une toure machte nach Bautzen, Hernhuth u. Chemnitz u. da einige mal spielte – Was sagen Sie, Geehrtester zu diesen Sachen? – Ich bitte in ein Paar Zeilen mir Ihre Ansicht und Ihren Willen mitzutheilen. Sollten Sie gesonnen seyn, mich als Schüler der Composition anzunehmen, so bemerken Sie gefälligst das Honorar für die Stunden entweder monatl. oder stündl. In der Hoffnung meine ganz ergebenste Bitte zu erfüllen [sic] bin ich tiefster Hochachtung
Ihr
Diener
Eduard Ferdi. Friedrich.
Neustadt-Dresden am Markte No. 8.




  Absender: Friedrich, Eduard Ferdinand (12694)
  Absendeort: Dresden
  Empfänger: Schumann, Robert (1455)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 22
Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit Korrespondenten in Dresden / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Carlos Lozano Fernandez und Renate Brunner / Dohr / Erschienen: 2021
ISBN: 978-3-86846-032-2
557 f.

  Standort/Quelle:*) PL-Kj, Korespondencja Schumanna, Bd. 10 Nr. 1596
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 

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