Sonnabend früh
Zuerst, verehrte Frau, noch einmal recht von Herzen meinen und unsern schönsten besten Dank für den gestrigen Abend, möchte er Ihnen und Ihrem lieben Mann recht gut bekommen seyn, wie ich es hoffe. Zugleich sende ich Ihnen den kleinen Beethoven zurück, ich hoffe restaurirt; wie aber kein Unglück ohne ein Glück zu seyn pflegt, so auch hier, den[n] der aufmerksameren Betrachtung der sonst unbeachteten Rückseite danke ich die Entdeckung des Nahmens oben, der wenn auch etwas undeutlich, aber doch noch ganz leserlich offenbar: Adelaide heißen soll, wenn mich nicht alles täuscht, welche Beziehung aber zwischen dem jungen Beethoven u diesem Nahmen Statt gefunden, dieß Räthsel löst seine herrliche Composition und es ist mir unbegreiflich, wie noch Niemand vor mir auf diesen Umstand gefallen ist, aber wie oft geht es in solchen Dingen so. Herrn Moscheles denke ich, wird es durchaus wichtig seyn müssen, diesen Umstand zu erfahren. Schade nur daß der Familiennahme u. die Jahreszahl u Datum nicht dabeistehen! Vielleicht gelingt es einem spätern Forscher, so wie mir nach so vielen Vorgängern, auch hierüber etwas zu entdecken. Sehr freuen würde es mich, wenn Sie, verehrte Frau, meine Combinationen nicht zu kühn finden u. bin ich äußerst begierig Ihre Meinung zu hören.
Bis dahin erhalten Sie ein freundliches Andenken Ihrem von Herzen ergebenen
Julius Hübner
P.S. Daß das fragliche Bild augenscheinlich kein Ideal, sondern ein Porträt von nicht besonderer Schönheit, jedenfalls aber sehr interessanten Zügen darstellt, unterstützt meine Meinung um so mehr, u. beweist die noch ältere Meinung, daß die Liebe häufig etwas blind ist! Welch’ ein interessantes psychologisches Räthsel, wenn Beethoven aus solchen Zügen, die Begeisterung für sein unsterbliches Lied geschöpft hätte!!!
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