Dresden d. 23t Octob. 1839.
Hochgeehrtester Herr!
Sonnabend soll die Iphigenia sein; aber unser Repertoir ist leider das Problematischeste was es giebt! Neulich wurde 3 mal in einem Vormit¬tag geändert. Doch glaubt man, daß wenn die Devrient sich nicht heute in den Capuletti erkältet, die Vorstellung Sonnabend statt finden werde. Die 2 Hauptpartieen sind durch Tichatschek und die Devrient trefflich besetzt. Soll ich für Sie Billette besorgen? Es ist übrigens keineswegs zum ersten mal diese |2| Oper hier auf der Bühne; wir haben sie sowie Or¬pheus mehrfach zur Aufführung gebracht. Aber man ist hier nicht enthu¬siastisch für Gluck. Die effekt und handlungsreichen neuern Oper haben sich des allgemeinen Geschmacks zu sehr bemächtigt. Wenige Kenner sind natürlich von den alten Meisterwerken hoch entzückt! –
Ihr Urtheil über Chelard ist ganz richtig! Morlacchi intereßirt sich für ihn. Er ist zu alt, um erst aufzutauchen aber ein lieber Mann! Ich würde Ihn[en] recht gern selbst manchmal berichte[n] |3| natürlich nur unter Versicherung der größten Verschwiegenheit; denn man ist nicht immer der Ansicht seiner hiesigen musical. Freunde, und stößt dann zu leicht an. Ich werde jedoch Ihnen nächstens einen regelmäßigen, kenntnißreichen und zuverläßige: Correspondent: vorzuschlagen trachten. Empfehlen Sie mir die Pleyel, List, und wem Sie immer wollen. Wer mir von Ihnen zu¬geführt wird, soll mir bestens empfohlen sein! Von Herzen der Ihre
Kaskel
Meine Schwester und Kummer grüßen freundlichst.
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