Cassel am 24ten November 1838.
Am 22t Nov. feierte der hiesige Cäcilien-Verein seinen Stiftungstag auf eine würdige Weise. Mozarts Requiem und Spohrs Hymne an die heilige Cäcilie für Chor und Solo waren die Hauptaufführungen. Soloparthien, von Fräulein Sophie Pfeiffer, Fr. Baldewein, Fr. Wenzel und den Herren Firnhaber und Baldewein, so wie Chöre, wurden im Geiste der Componisten mit Wärme wie im Vorgenusse eines vollkommenen Genusses vorgetragen. Frau Capellmeister Spohr begleitete am Piano Forte mit einer Präcision und Ruhe, wie man sie bei Damen selten findet. Während des nachher stattfindenden Festmahles wurden dem Stifter des Vereins, unserm Spohr ein Lorbeerkranz mit beifolgendem Gedichte von Fr. von Calenberg, gesprochen von einer andern Dame des Vereins, überreicht und zur Erhöhung des Genußes ausgewählte Lieder vierstim. ges. von Spohr, Mendelssohn, Hauptmann, Kreutzer und Bähr gesungen. – Zugleich vielen Dank unserer Theaterdirection für die uns neuerdings vorgeführten kräftigen Darstellungen recht deutscher Productivität, wodurch unser geschächter◊1 musikalischer venter, der immer nur mit starkgewürzten Südfrüchten von Bellini |2| und Auber vorlieb nehmen mußte, wieder in etwas gestärkt ist. So hörten wir vor Kurzem Don juan Fidelio, die Räuberbraut und Figaros Hochzeit und irren wir nicht so wird auch Cherubinis Lodoiska wieder einstudirt. Morgen Tancred. Fräul Bothe Kaiserlich Russische Hofsängerin als Gast.
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Bitte nur baldige Besorgung dieser Anzeige! Wie ist’s, daß man die vor längerer Zeit eingeschickten Notizen über die Aufführung zum Besten des Denkmals von Mozart vermißt? ? ?
Mit freundschaftlicher Begrüßung an Herrn Schumann
von
J. N. Endter
|4| Sr. Wohlgeboren
dem Herrn Redacteur
der neuen Zeitschrift für
Musik R. Schumann
in
Leipzig
d. G. E.
Eilt.
H. Organist
Lorenz
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