Leipzig den 22 Jan. 1839
Es ist mir, Verehrtester, durch den Auftrag Ihres und meines Freundes, Dr. Reuters, das Glück zu Theil geworden, Sie mit einem Briefe von meiner Hand belästigen zu dürfen, und allein dass dieser Auftrag an Sie gerichtet ist, kann mich das bittere desselben vergessen machen. Unser guter Reuter liegt nämlich seit fast drei Wochen krank, und zwar handelte es sich in den ersten acht Tagen, nicht allein um den Tod oder Leben, sondern letzteres war ihm schon sowohl von seinen Aerzten, als von sich selbst abgesprochen. Jetzt ist er, dem Himmel sei Dank, in der Besserung wieder so weit vorgeschritten, dass er wenigstens wieder Lebensmuth zeigt, und an seinem Aufkommen nicht zweifelt, allein die Krankheit, eine heftige Brustentzündung, hat ihn [sic] so schrecklich mitgespielt, dass es wohl noch einige Zeit dauern wird, ehe er die Nachwehen ganz überwindet, doch ist nach seiner und der übrigen Aerzte Aussage zu hoffen, dass keine bleibend nachtheiligen Folgen daraus entstehen werden. – Ihren letzten Brief an Reutern, hat derselbe in diesen Tagen erhalten, und dankt Ihnen herzlich dafür. Die Verlängerung Ihres Passes anlangend, glaube ich, wird Ihnen kein Hinderniss in den Weg gelegt werden, jedoch will ich mich deshalb an Hermann wenden, der vermöge seiner Bekanntschaft mit Stempeln nöthigenfalls etwas für Sie thun kann. Noch soll ich Sie benachrichtigen, dass mich Reuter mit dem Auftrage beehrt hat, während seiner Krankheit der Sicherheit wegen, Ihre und andere Briefe in meinen Gewahrsam zu nehmen, um sie im schlimmsten Falle einstweilen an N…y zu übergeben. Seien Sie versichert, dass ich Sie genug schätze und ehre, um mich dieses Vertrauens würdig zu zeigen. Zuletzt wage ich noch eine Bitte an Sie, theuerster Schumann, fassen Sie die Ueberzeugung, dass ich mit steter und aufrichtiger Theilnahme mich Ihrer erinnern, und nie aufhören werde, Ihnen in allen Ihren Unternehmungen das beste Glück zu wünschen.
Max Constantin.
„Hast Du nur einen Augenblick für mich,
Ich werde Zeit genug an Dich zu denk[en] haben.“
|2| Sr Wohlgeboren
Herrn Robert Schumann
in/
Wien
d. G.
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