Wien den 11. April 1838
Hochverehrtester Herr!
Ein eifriger Leser Ihrer Zeitung, ein Bewunderer Ihrer Leistungen, ein Anhänger Ihrer Grundsätze – wünscht sich durch diese Zeilen sich Ihnen vorzustellen. Auch mir ist die Kunst mein Leben und Ihre höhere Auffassung derselben hat mich oft getröstet bey der nüchternen Prosa, von der man hier größstentheils umgeben ist. Ihnen meinen Dank hiefür zu zollen ist der Hauptzweck dieses Schreibens mit dem ich noch jenen verbinde, Ihnen bekannt zu werden. Damit Sie sehen mögen, daß der hier ausgesprochene Dank von einem Manne kommt, der selbst mit Ernst strebet – sollte er auch noch nichts erstrebet haben – so nehme ich mir die Freyheit, Einiges von meinen gut gemeinten Versuchen Ihnen mitzutheilen. Zwey Ihrer Freunde, Clara und ihr wackerer Vater, ermuthigten mich hiezu; Sie würden meine herzliche Begrüßung herzlich aufnehmen, sagten sie.
Sollten nun diese Lieder Anklang bey Ihnen finden, so würden Sie mich sehr verbinden, wenn Sie davon in Ihrem Blatte Erwähnung machen wollten, damit ich den Kunstfreunden des nördlichen Deutschlands und Allen Theilnehmern an Ihrem literarischen Wirken – nicht ferner fremd |2| bleibe. Bis Opus 11. sieht es noch finster aus um Contrapunct und Declamations-Richtigkeit, von da an dürfte das formelle weniger dilettantenhaft erscheinen.
Mich Ihrem freundschaftlichen Wohlwollen empfehlend verbleibe ich in Kunstverwandtschaft
Ihr ergebenster
J. Vesque v. Püttlingen pp.
[Nachschrift Friedrich Wiecks:]
Lieber Herr Schumann,
Obiger Herr von Vesque ist ein – gefährlicher Dilettant; ich warne Sie vor dergleichen. Er würde sich „Künstler“ unterzeichnen, wenn er nicht eine hohe Staatsstelle begleitete. Seinen guten Willen möchte ich Manchem als „That“ wünschen. Mündlich mehr – in 4 Wochen.
Friedrich Wieck
Clara studirt eben den Carnaval, er wird nebst dem Trio von Schubert dem Liszt nächsten Sonnabend vorgeführt mit der Vorrede, die Sie nicht dazu geschrieben haben.
|