23.01.2024

Briefe



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ID: 6045
Geschrieben am: Freitag 06.07.1838
 

Seiner Wohlgeboren des Herrn Redakteur der neuen Zeitschrift für Musik Hn. Robert Schumann, in Leipzig
Verehrtester Herr Redakteur!

Bereits im Maertz d. J. nahm unterzeichneter sich die Freiheit einige kleinere Stücke an Sie, verehrtester Herr Redakteur zu senden, in der Hoffnung, es möchte sich irgend einiges darunter zur Aufnahme in die 2te Beilage eignen. Da aber weder in den Geschäftsnotizen noch sonst wo von dem Empfange derselben die Rede war, so muß ich hieraus schließen, daß sie durch meine hiesige Buchhandlung nicht richtig bestellt worden; weßhalb ich selbige heut noch mals einzusenden mir erlaube. -- Die meisten jener kleinern Compositionen sind bereits vor länger als einem Jahre, zu einer Zeit entstanden, in der ich schwärmerisch für Chopin eingenom_en war. -- Wollte ich mein damaliges Entzücken für ihn ihn [sic!] beschreiben, wie kön_te ich es besser als wenn ich von den Worten an: Es gab, eine Zeit wo ich nur den Bäumen und den Sternen, vom ihm erzählen mögen" u.s.w. den ganzen Aufsatz aus Nr 45 der neuen Zeits. f. Mus. abschriebe. Allein ich würde dan_ zum zweiten male zu einem Copisten werden, zu dem mich wie Sie, verehrtester Herr Redakteur auf den ersten Blick aus den Mazurken sehen werden, Chopin bereits so unwillkührlich gemacht hat. -- Gäbe es indeß eine Entschuligung für mich, so dürfte wohl die triftigste die sein, daß ich ein Landsmann Chopin's, Pole von Geburt bin, und wenn auch nicht von gleichem Genie doch von gleicher Begeisterung für die Melodien meines Vaterlandes beseelt bin. -- Sollte ich Sie verehrtester Herr Redakteur durch Zuschickung so vieler kleinern Stücke belästigen, so sage ich es unverhohlen, daß mich hierzu nur jenes so aufmunternde ächt künstlerische Interesse, des sich auch für unbekanntere, jüngere Musiker so oft in Ihrer Zeitschrift kund giebt, und die Hoffnung bei einer etwaigen Besprechung derselben über Vieles belehrt zu werden, ermuthigt und veranlaßt hat.
Indem ich einer gütigen möglichst baldigen Antwort entgegensehe, habe ich die Ehre mit der größten Hochachtung zu verharren
Ew Wohlgeboren ganz ergebenster Michael Bergson
wohnhaft Komandaturstr. u Haakscher Markt
Ecke Nr 3.

Berlin d. 6/7 38

  Absender: Bergson, Michael (192)
  Absendeort: Berlin
  Empfänger: Schumann, Robert (1455)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 17
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Korrespondenten in Berlin 1832 bis 1883 / Editionsleitung: Thomas Synofzik, Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz, Eva Katharina Klein und Thomas Synofzik / Köln: Verlag Dohr / Erschienen: 2015
ISBN: 978-3-86846-028-5
105ff.

  Standort/Quelle:*) PL-Kj, Korespondencja Schumanna, Bd. 7 Nr. 1007
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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