Hochverehrter Herr!
Die Crantzsche Musikhandlung, hier, hat Ihnen die in derselben jetzt in ununterbrochener Folge herausgekommenen 5 Hefte Balladen meiner Komposition zu überreichen die Ehre gehabt. Gestatten Sie mir, diese meine Versuche Ihrer Billigkeit und Ihrer Strenge empfehlen zu dürfen. Es ist meine Absicht, als Komponist mich fortan ausschließlich der BalladenKomposition zu widmen; 14 Balladen sind bereits von mir erschienen, 18 größere liegen noch ungedruckt in meinem Pulte. Mein Weg ist ein selbstständiger; ich folge weder Zumsteeg, noch Kreutzer, noch Löwe, und suche der Ballade – die lieblichste musikalische Dichtungsweise für den stillen Kreis gemüthvoller Häuslichkeit – auf einfache Formen wieder zurückzuführen. Löwe ist bis zum Extrem geschritten; er erfordert 1., einen Pianisten à lá Clara Wieck und 2., einen Sänger von vorzüglicher Ausbildung. Meine Balladen kann jeder bescheidene Sänger und Spieler vortragen. Es ist keine Kunst mit gewaltigen Mitteln Großes zu leisten, wohl aber mit geringen Mitteln große Effekte hervorzubringen. Doch prüfen Sie Selbst. Halten Sie meine Versuche des Empfehlens werth, so gönnen Sie mir solche, damit mir Gelegenheit werde, meine im Pulte liegenden Kompositionen verkaufen zu können. Denn ich bin ein gänzlich unbemittelter Mann und – Familienvater. –
Mit größter Hochachtung verharre ich
Ihr
ganz ergebenster
Nicolai
Divisions-Auditeur,
Wilhelmstraße n. 35.
Berlin d 15 October 1837
An
den Redakteur der neuen Zeitschrift für Musik
Herrn R. Schumann,
Wohlgeboren,
Leipzig.
frei
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