Düsseldorf, den 6ten Januar 1854.
Zum neuen Jahr den ersten Gruß, lieber Joachim! Möge es uns oft zusammenführen! Nun bald, hoffe ich. Sie wißen wohl von dem Antrag des Hrn. Md. Hille, den ich sehr gern annehme. Doch verändert dies die früher zwischen uns besprochene Zeiteintheilung. Wir möchten nun den 19ten abreisen, zum 21sten concertiren und dann bis zur Aufführung der Peri d. 28sten in Hannover bleiben was Alles sehr schöne Aussichten sind. In der Pause vom 21–28sten hoffen <> wir auch nicht müßig musikalisch sitzen zu bleiben und könnte man vielleicht eine Soirée dem Publicum darbieten. Doch darüber später noch. Vor Allem müssen <wir> wir über die Stücke meiner Klara für das Concert übereinkommen. Sie sprachen davon, daß Sie vielleicht ein Orchesterstück von mir aufführen wollten. Wäre dies, so würde meine Frau im 1sten Theil das Es-dur-Concert von B. spielen, im 2ten <kü> einige kürzere Stücke. Im andern Falle würde sie das Concertallegro von mir, im 2ten die Sonate in F-moll von B.,und, paßte es sich, da das Allegro nicht lange dauert, zum 3ten noch ein paar kleine Stücke spielen. Darüber schreiben Sie mir denn Bestimmtes, damit meine Frau, wie sie sagt, studiren kann, obgleich sie Alles auswendig kann. Nun – wo ist Johannes? Ist er bei Ihnen? Dann grüßen Sie ihn. Fliegt er hoch – oder nur unter Blumen? Läßt<e> er noch keine Pauken und Trommeten erschallen? Er soll sich immer an die Anfänge der Beethoven’schen Symphonien erinnern; er soll etwas Aehnliches zu machen suchen. Der Anfang ist die Hauptsache; hat man angefangen, dann kommt Einem das Ende von selbst entgegen. Grüßen Sie ihn – ich schreibe ihm noch selbst in diesen Tagen. Auch von Ihnen hoffe ich bald Neues zu sehen, am liebsten zu hören. Auch Sie sollten sich der obengenannten Symphonieanfänge erinnern – aber nicht vor dem Heinrich u. Demetrius. Ich komme immer in guten Humor, wenn ich Ihnen schreibe; eine Art Arzt sind Sie für mich.
Adieu!
Ihr
R. Sch.
Herrn
Hrn. Joseph Joachim
in
Hannover.
d. g. B.
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