Lieber Schumann.
Zuerst mein bestes Lob daß Du mir nichts am Gluck gestrichen hast, Du siehst, ich verkenne nichts Gutes und rühme es, wenn es auch nur Schuldigkeit war. Werd ich aber den mir zukommenden Abdruck nicht erhalten, bei Paul war noch nichts dabei für mich angelangt, auch kein Brief von Dir. Ich setze es als gewiß voraus daß Du die mir übersandten 9 Thaler mir nicht als das ganze Honorar für den Gluck berechnen wirst, da ich sehr wohl weiß daß meine Novellen gern gelesen werden u Dir gewiß keinen Nachtheil bringen. ich bitte Dich also schiebe Deine Erklärung nicht länger hinaus und gieb mir was recht u billig ist, Zögerung in solchen Angelegenheiten macht immer böses Blut – wie stehts mit dem Beethoven? Antworte. Am ersten Januar kam hier zur Aufführung „Markgraf Friedrich oder Bergmannstreue Vaterländisches Drama in 3 Akten von M. Dörring Ouvertüre Lieder u Chöre von Anaker. – Das Stück ist ohne Handlung, scheint ursprünglich ein Operntext gewesen zu seyn, u. später weil der Componist die Lust verlor mit Benutzung der fertigen Chöre u Lieder zum Drama umgewandelt zu seyn. Die Musik hat einzelne schöne Motive, ist aber einförmig und für die heutige Zeit auffallend schwach – um nicht zu sagen ärmlich instrumentirt. Nur die Anspielungen auf unsern König so wie die prachtvollen Bergaufzüge wurden applaudirt alles andre ließ Theils kalt, Theils mißfiel es. Erwartet wird neu einstudirt Euryanthe von Weber und ein Conzert von der Signora Crescini – Nun leb wohl schreib bald u zeige Dich honett Deinem Freunde
Burmeister-Lyser
Dresden den 3ten Januar 1836
Sr Wohlgebn
Herrn Robert Schumann
Redacteur der neuen Zeitschrift für Musik
in
Leipzig.
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