23.01.2024

Briefe



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ID: 6337
Geschrieben am: Dienstag 05.12.1837
 

Cassel, am 5ten Dezember 1837
Gestern Abend zum Besten der Armen von der hies. Singacademie im Stadtbausaale „Solomon“ von Händel. Das Publicum hatte sich, wie gewöhnlich, wenn es einem milden Zwecke gilt, sehr zahlreich eingefunden. Der Saal war zum Erdrücken voll. – Die Chöre gingen im Ganzen recht gut; nur zuweilen waren die Eintritte der verschiedenen Stimmen besonders bei den Doppelchören nicht precis genug. Die Soloparthien hatten Fräulein von Motz (Königin Salomonis) Frau Holzapfel (wirkliche Mutter des Kindes) Fräulein von der Embde (Königin von Saba) Herr Lämmer (Salomon) und Herr Sekretär Schmelz (Zadock) übernommen und wurden von desselben [sic] recht dankenswerth ausgeführt. (Eine genauere Beschreibung zu geben vermag ich nicht da ich selbstthätig am Flügel das Arrangement übernommen hatte.) – (Wir sind genanntem Institute, dessen Zweck ist Belebung und Erhaltung echten Kunstsinnes durch praktische Uebung und Ausführung geistlicher und zu nächst damit verwandter Vocalmusik in strengem Style nicht allein für den besondern Zweck, der Armen Gutes zu thun (ein jedes Jahr findet ein solches Concert statt) sondern auch dafür daß wir seit einer Reihe von Jahren beste Classische Werke eines Bach’s, Händels, Mozarts, Spohr’s u a zu hören bekamen, wodurch unser Publikum für solche Musik empfänglicher geworden – zu großem Danke verpflichtet. Möge Herr Wiegand, der Vorsteher desselben, dessen <Verdienste> reges Streben wir anerkennen, fortfahren |2| uns mit solchen Kunstwerken zu erfreuen und den Dank der Gebildeten sich zu verpflichten [?] bemühen.
Verflossenen Mittwochen fand im Kurfl. Hoftheater das erste Abonnement statt. Ouvertüre zu dem Sommernachtstraum von Mendelssohn Bartholdy. Wir haben sie schon oft gehört und zwar besser als diesmal. Der Zusammenklang und zumal [?] zwischen den Violinen mangelte. Ich will nicht behaupten, daß es an dem Dirigenten gelegen, obgleich unser Orchester nun die kolossale Leitung Spohrs gewohnt. – Spohr war unwohl, Konzertmeister Wiele wirkte nicht mit und so hatte Herr Musikdirector Baldewein die Direction übernommen.
2, Arie von Persiani gesungen von Demoiselle Pistor
3, Conzert für die Violin v. de Beriot vom Conzertmeister Wiele mit der gewohnten Meisterschaft vorgetragen nur wollten die doppelgriffigen Passagen zuweilen nicht recht glücken
4, Die nächtliche Heerschau (Gedicht von Zedlitz) componirt von Canthal; von Herrn Föppel vorgetragen.
5, Variation für Fagott von Jacobi, geblasen von Herrn Lorenz
6, Beethovens Pastoral Symphonie.
Künftigen Freitag zum Benefiz unsrer ersten Sängerin Demoisell Pistor Euryanthe von Carl Maria von Weber. – Adams Postillon wurde hier zweimal aufgeführt und gefiel ziemlich.
Ade
von
Ihrem
J. N. Endter
|4| Sr. Wohlgeboren
Herrn Componisten R. Schumann
in
Leipzig
d. g. E.

  Absender: Endter, Nikolaus (40509)
  Absendeort: Kassel
  Empfänger: Schumann, Robert (1455)
  Empfangsort: Leipzig
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 26
Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit Korrespondenten in Süddeutschland / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Ekaterina Smyka, Thomas Synofzik, Eva Katharina Klein und Michael Beiche / Verlag Christoph Dohr Köln / Erschienen: 2024
ISBN: 978-3-86846-051-3
256-259

  Standort/Quelle:*) PL-Kj, Korespondencja Schumanna, Bd. 6 Nr. 806
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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