Seiner Wohlgeb. der Herrn Robert Schumann Redakteur der neuen Zeitschrift für Musik in Leipzig
Verehrtester Herr Redakteur!
Wenn ein so unbekannter Name wie der des Unterzeichneten es wagt, einige seiner Erzeugnisse an Sie zu schicken, so stützt er sich auf die Nachsicht, die er nach einer zweimaligen Aufforderung an junge unbekannte Componisten voraussetzen zu können glaubt. In der That wäre es wohl kaum verzeihlich gewesen, Compositionen wie die beiliegenden einzusenden, lehrte nicht die Erfahrung, daß man ein schönes Original auch wohl gern in einer Copie wiedersieht. Daß es die Mazurken sind, werden Sie Herr Redakteur auf den ersten Blick sehen. Indeß sind dieselben nebst Andrem bereits vor einem Jahre entstanden, einer Zeit, in der ich schwärmerisch für Chopin eingenom_en war. Wenn ich ihn daher zu treu copirte, so ist dies aus eben genannten Grunde erklärlich, noch mehr aber wohl durch den, daß ich ein Landsmann Chopins, ein Pole bin, u. gleich begeistert mit ihm für die Melodien meines Vaterlandes glühe. Jene Vorliebe für ihn ist indeß ein wenig erkaltet, und mußte es wohl, da ich vor den gefährlichen Folgen, die eine solche Nachahmung haben muß gewarnt, seitdem so natürlich und ungesucht worden bin wie einer; und nur ein Scharfblick wie der Ihrige, verehrtester Herr Redakteur dürfte -- wenn eine Untersuchung der Art sich überhaupt der Mühe lohnte -- in meinen jeztigen [sic] größern Versuchen den Verfasser der beiliegenden erkennen. -- Schließlich erlaube ich mir die Bitte: Sollten Sie Herr Redakteur eine von den kleinen Compositionen für die Aufnahme in Ihre Zeitschriften werth halten, ich das Lied am meisten wünschte, indem es mir mehr angehörte als alles übrige.
Mit der größten Hochachtung
verharre ich ergebenst M Bergson
in Berlin wohnhaft Albrechtstr No 16
d. 19/2 38
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