23.01.2024

Briefe



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ID: 6499
Geschrieben am: Mittwoch 04.02.1835
 

Geehrtester Herr!
Dß ich auf Ihre vielen zu Weihnachten sich drängenden Briefe nicht geantwortet (ich schrieb Ihnen nämlich die in Beziehung auf die Redaktion der neuen mus. Zeitschrift zu) hatte erstlich den Grund, dß ich gar nicht wußte woran ich war, weil ich zugleich Brief auf Brief von Herrn Hartmann erhielt, zweitens den, dß ich mich in der Unmöglichkeit befand, Hand an die Arbeit zu legen, die ich mit Ernst u Ruhe machen muß. Doch sollen Sie die Biographie Kleins zuverlässig von mir haben, obwohl ich den Zeitpunkt nicht bestimmen kann, da mich ein eignes [neues] Journal, Klein, eine dramatische Arbeit in der mir die Quelle nicht lange zu Gebot steht, meine vielfältigen niederen Journalarbeiten, u endlich Spontinis u viele Prozesse quälen, denen ich gar nicht entrinnen kann. – Können Sie es als Nachricht gebrauchen, so melde ich Ihnen dß ich so eben wegen wiederholter Beleidigung des Herrn Ritters zu 6 Wochen Gefängniß verurtheilt bin, etwas das schon als Gerücht in vielen Zeitungen gestanden hat, aber erst seit 3 Wochen offiziell ist. Weshalb ich Ihnen aber jetzt persönlich schreibe, ist folgendes: „Ludwig Berger, dieser ausgezeichnete Mann, findet sich durch eine schmachvolle Anklage L. Böhners in Ihrem Blatt schwer gekränkt.[“] Bei seiner Verletzbarkeit u Hypochondrie, u bei der Ueberzeugung gegen Böhner mit einer Ihnen zu schildernden Großmuth u Güte gehandelt zu haben (er hat ihn mehrere [Monate] hier verpflegt u unterstützt,) kränkt ihn das tiefer als jeden andern. Er hat auch eine Reclamation dagegen eingesandt, hört aber, sie sey noch nicht aufgenommen. Ich bin überzeugt sowohl Ihre Achtung vor dem Ruf u der Rechtlichkeit eines solchen Mannes, als Ihr eigenes Rechtsgefühl (der Redakteur-Verpflichtung nicht zu gedenken) bestimmt Sie, die Reclamation recht bald aufzunehmen. Und diese Bitte ist es die ich Ihnen in Bergers Namen recht ans Herz lege.
Mit nächstem mehr
Ihr ergebenster
L Rellstab.

P. S. H Hartmann hat mir für den Art. Devrient 22 Th Honorar zahlen lassen, ohne Berechnung anzugeben; da es mir wenig schien bat ich meinen Schreiber nachzurechnen pp der mir 25 Th u etliche Groschen herausbekam. werde der Lumperei wegen nicht interveniren, allein es wäre mir lieb, wenn Sie H. Hartmann gelegentlich merken ließen dß ich wenigstens nicht [gewinne.(?)]

Des
Herrn Schumann
Wohlg
berühmten Componisten und Redakteur der neuen
Leipz Zeitschrift für Musik.
in
Leipzig.
durch Güte.
(Wohllöbl. Barthsche
Buchhandlung.)

  Absender: Rellstab, Ludwig (1251)
  Absendeort: Berlin
  Empfänger: Schumann, Robert (1455)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 17
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Korrespondenten in Berlin 1832 bis 1883 / Editionsleitung: Thomas Synofzik, Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz, Eva Katharina Klein und Thomas Synofzik / Köln: Verlag Dohr / Erschienen: 2015
ISBN: 978-3-86846-028-5
522-525

  Standort/Quelle:*) PL-Kj, Korespondencja Schumanna, Bd. 1 Nr. 37
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 

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