Leipzig, den 13ten Juni 1838.
Verehrtester Herr,
Ihren letzteingeschickten Aufsatz hab ich mit großer Freude gelesen und gleich zum Druck gegeben, wo Sie ihn denn in Nr. 48 finden werden. Sie haben mir aus der Seele gesprochen, fast in jedem einzelnen Worte. Ihre ferneren Beiträge sollen mir willkommen sein. Schon längst hatte auch ich im Sinn, gegen gewisse Theorien zu Feld zu ziehen, im Grunde gegen Alle. Wie Sie aber möchte ich es gleich lieber praktisch zeigen; d. h. ich schreibe nur gezwungen Buchstaben, und am liebsten gleich Sonaten und Symphonien. Mich mit Ihren Compositionen bekannt zu machen, verschieben Sie nicht auf eine Gelegenheit, und schicken mir bald, wenn nicht durch Post, so durch Schlesinger was Sie von Ihren Compositionen entrathen können. Ihre Ansichten spannen mich freilich sehr hoch und Sie haben viel zu geben. Ich bitte Sie, Ihr Versprechen bald zu erfüllen. Auch die schriftlichen Beiträge vergessen Sie nicht, und wo möglich einen Feldzug gegen die Philister, wie im vorigen.
Bleiben Sie mir wohlgesinnt
Ihrem
ergebensten
Robert Schumann
"... Sie haben mir aus der Seele gesprochen, fast in jedem einzelnen Worte... Schon längst hatte auch ich im Sinn, gegen gewisse Theorien zu Feld zu ziehen, im Grunde gegen alle. Wie Sie aber, möchte ich es gleich lieber praktisch zeigen; d. h. ich schreibe nur gezwungen Buchstaben, und am liebsten gleich Sonaten und Sinfonien..."
[Lagerkat. Liepmannssohn Nr. 174: xx.10.1910, S. 101f., Los 1822 (gek.)]
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