Leipzig, den 13ten Juli 1838.
Verehrtester Herr,
Entschuldigen Sie meine Unsichtbarkeit mit mich überdrängenden Geschäften gerade in diesen Tagen. Manches hätte ich mit Ihnen zu reden. Wünschen Sie es, so soll meine offene Meinung über Ihre Quartette in einem der nächsten „Quartettmorgen“ der Zeitschrift erscheinen. Sie müßten mich als Componist kennen, um zu wissen wie nahe wir zusammen gehen, wie ich alle Ihre Sphären obwohl mit leiserem Flügel berührt schon vor längerer Zeit. Dies lassen Sie mich noch sagen, Ihr Streben ist mir das ungeheuerste, das mir in neueren Kunstrichtungen vorgekommen, und wird von großen Kräften getragen. Einige Zweifel hege ich aber im Einzelnen gegen Einzelnes, vorzüglich als Musiker. Ich werde Ihnen die Stellen angeben. Genug für heute mit bestem Gruß. Sonntag früh hoffe ich Sie mit Ihrem Begleiter bei mir zu sehen.
Haben Sie Morgen Nachmittag um fünf frei, so holen Sie mich zum Spaziergang ab! Ich kann nicht genau bestimmen, ob ich eher fertig bin. Also um fünf. Vielleicht können wir die Ouverture zu Hamlet von Queisser machen lassen, nächsten Montag oder Dienstag. Ich hab sie gelesen und muß auch in ihr die außerordentliche Erfindung u. Phantasie bewundern. Einige Octaven darin kann ich aber ohnmöglich gut heißen, eben so in den Quartetten. Dies mündlich.
In vorzüglichster Theilnahme
Ihr
ergebener
R Schumann
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