23.01.2024

Briefe



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ID: 6618
Geschrieben am: Mittwoch 29.07.1835
 

Herrn R. Schumann Wohlgeboren
Lpz. 29/7 35.
Freund Schulz bei Barth sagte mir vor einiger Zeit, <daß> als wir über einen Verwandten von mir, der in Petersburg lebt, sprachen, daß Sie es gern sehen würden, wenn Ihnen dieser Nachrichten aus Pet. für die musikal. Zeitung mittheilen könnte, und ich erwähnte das in einem Briefe an ihn und fügte zugleich, da ich mir wohl denken konnte, daß er die musikal. Zeitung noch nicht gesehen haben werde, die Probeblätter einer kleinen Büchersendung bei, damit er aus denselben ersehen möge, in welcher Art etwa die Mittheilungen sein müßten. Nun währt es aber etwas lange, ehe eine Sendung nach Petersburg gelangt, und mein Vetter hat mit der Beantwortung meines Briefes nicht darauf warten wollen, weshalb denn der beifolgende Bericht, den er derselben beigeschlossen hat, ganz ohne Kenntniß der Tendenz des Blattes geschrieben ist. Sollte es zufällig dennoch derselben angemessen sein, so steht er Ihnen zu Befehl; doch müßte ich einiges Honorar für den Verf. in Anspruch nehmen, da allein das Porto von Petersb. eine nicht unbedeutende Auslage ist (ich habe über rh 1: –,, für den Brief bezahlt), und ich sonst auch noch andere von |2| von Zeit zu Zeit für ihn zu machen habe, für die ich mich durch seine kleinen literar. Arbeiten bezahlt machen muß.
Hochachtungsvoll und
ergebenst
C F Dörffling


[Beilage]
Ferdinand Adolf Gelbcke an Robert Schumann in Leipzig
St. Petersburg, Freitag, 3. Juli 1835
St. Petersburg den 3ten July 1835.
Herrn Robert Schumann Wohlgeb Leipzig.
Ich habe die Ehre Ihnen beigeschlossen einen Bericht über das Musiktreiben in St Petersburg zu überreichen. Er war ursprünglich für die Allg. musikalische Zeitung ausgearbeitet, die bis jetzt fast das einzige Organ der Art in Deutschland war. Da ich nun aber durchaus kein Verehrer derselben bin u ihre schaale planirte Critik seit langer Zeit verabscheue, hörte ich mit Vergnügen von der Entstehung einer neuen musikalischen Zeitung die unter Ihrer Redaktion lebenskräftig ins Dasein tritt. – Leider sind wir hier von allem wissenschaftlichen u Kunst-Treiben so abgeschnitten, daß es mir bis jetzt noch unmöglich war Ihre Probeblätter zu sehen, ich wage es also auf gut Glück Ihnen meinen kleinen Aufsatz zu zu senden obgleich ich nicht weiss ob er für die Idee Ihres Blattes passend ist. – Nicht ganz uninteressant dürfte er indess wohl für Deutschland sein – denn unser Treiben hier ist im ganzen unbekannt u doch wohl nicht durchgängig der Kenntniss unwerth. – Sind die Conthure meines Bildes auch etwas scharf so kann ich Ihnen nichts desto weniger auf meine Ehre versichern daß sie treu u der Wahrheit entnommen sind. – Ich kenne die Sachen ziemlich genau u bin dabei ein stiller u unbemerkter Beobachter. Der Aufsatz wird hier Aufsehen erregen, das weiss ich, man wird den Verfasser vielfach angreifen – auch darauf bin ich gefasst.
Herr Carl Dörffling der Ihnen den Aufsatz überreicht, wird |2| das Nöthige mit Ihnen weiter besprechen – u auch durch ihn erbitte ich mir einige Nachricht, ob Berichte der Art für die Folge nicht ohne Interesse für Sie sind, u welche andere musikalisch wissenschaftliche Arbeiten <für> von Ihnen für Ihr Journal erfordert werden. – Unter den Aufsatz bitte ich im Falle des Abdrucks die untergeschriebene Ziffer zu setzen.
Mit ausgezeichneter Hochachtung verbleibe ich
Ew. Wohlgeboren
ergebenster
F A Gelbcke

  Absender: Dörffling, Carl Friedrich (40665)
  Absendeort: Leipzig
  Empfänger: Schumann, Robert (1455)
  Empfangsort: Leipzig
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 21
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Korrespondenten in Leipzig 1828 bis 1896 / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller, Eva Katharina Klein und Ekaterina Smyka / Dohr / Erschienen: 2025
ISBN: 978-3-86846-031-5
152ff.

  Standort/Quelle:*) PL-Kj, Korespondencja Schumanna, Bd. 2 Nr. 183
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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