Geehrter Herr!
Ich meldete Ihnen mein Fortgehen von München, doch noch nicht wohin mich das Schicksal geführt. Ueber Augsburg, Stuttgart, Carlsruhe, Manheim u. Heidelberg (an welchen Orten ich theils Conzert gab, theils im Theater spielte) kam ich hierher, u. nachdem ich hier zweimal mit entschiedenem Glücke gespielt, ward mir ein Platz im Theater, als Solospieler an die Stelle des pensionirten Conzertmeisters Hoffman, angetragen, [welche] ich dann auch annahm. So bin ich denn nun hier, u. seit dem 15ten April [im Dienst[?] als Solospieler, so quasi Conzertmeister.
[Ich] schreibe indeß nicht an Sie, um Ihnen dies alles zu sagen, sondern um Sie zu fragen: ob Sie noch Arbeiten von mir für Ihr Blatt wünschen. Haben Sie keinen Correspondenten von hier, so werde ich mein münchner Amt hier ebenfalls versehen. Auch kann ich hier mehr als Kritiker in Bezug auf Compositionen für mein Instrument thun, da hier doch alles Neue kommt, was in München nur sehr sparsam geschah. Schreiben Sie mir gefälligst darüber bald. Auf alle Fälle wünsche ich Ihr Blatt wieder zu haben. Ich bitte Sie daher sehr, mir den Monat Dezember vom vorigen Jahre (den ich nicht bekommen) u. alle bis jetzt erschienenen Nummern dieses Jahrganges zu senden, denn ich möchte das Ganze gern vollzählig besitzen.
Grüßen Sie mir gefälligst doch Carl Banck recht herzlich wenn er noch in Leipzig ist. Er soll mir doch schreiben damit ich weiß wo er lebt u. wie, dann antworte ich gewiß gleich.
Mit besonderer Hochachtung
Ihr
ergebener
C. W. Riefstahl
Bockenheimer Gasse E. 119–120.
Frankfurt a/M d 22sten Juli 1836.
|4| Der verehrlichen Redaktion
der „neuen Zeitschrift für Musik“
in
Leipzig.
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