Hochgeehrter Herr Redacteur!
Im Fall Ew. Wohlgeboren die kleine Berichtigung der Recension der Reicha’schen Compositionslehre, welche ich Ihnen in dem unlängst ein¬geschickten Briefe übermachte, in Ihre hochgeschätzte Zeitschrift aufzu¬nehmen geneigt sein sollten, ersuche ich Sie, die Fragen, welche in Bezug auf die Harmonien XI und XII der Reicha’schen Accorden-Tabelle in das aus der Recension entnommene Citat von mir eingeschrieben stehen, zu¬vor zu streichen. Ich schrieb sie bei der Reinschrift jenes Briefes noch mit ein, veranlasst durch den Umstand, daß allerdings der übermäßige Sextenaccord vom Hauptseptaccorde oft abgeleitet werden muß (wie uns auch Gttfr. Weber lehrt) und daß also in jener Reicha’schen Tabelle die angezeigte Ableitung der fraglichen Accorde XI u. XII nicht fehlerhaft ist; daß also auch dort h kein erhöhtes Intervall, jene Accorde vielmehr durch Erniedrigung der Grundquinte entstanden sind. Der Herr Rec hat aber Recht, wenn er den fraglichen Sextaccord von h:°# ableitet. Nach dieser Ableitung ist h erhöhtes Intervall. Die Wahrheit aber ist nun diese: daß man bei einem einzeln hingeschriebenen übermäßigen Sextenaccorde für die eine oder andere der zwei bezeichneten Ableitungsarten nur dann erst entscheiden kann, wenn man ihn in Verbindung mit andern Harmo¬nieen vor sich hat, wo dann der Sitz dieses Accordes bei der fraglichen Bestimmung den Ausschlag gibt.
Ich ersuche Sie also nochmals, jene in paranthesi gestellte Fragen vor der etwaigen Aufnahme des Briefes in Ihre werthvolle Zeitschrift zu strei¬chen.
Ich habe die Ehre, mich hochachtungsvoll zu unterzeichnen
Ew. Wohlgeboren
ganz ergebenster
FrW. Schütze, Seminarlehrer.
Dresden den 5. Januar 1836.
|4| Sr. Wohlgeboren
dem Herrn R. Schumann
Redacteur der neuen Zeitschrift
für Musik
in
Leipzig.
frei.
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